Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

100 
Carl schließt Frieden mit den Sachsen. 
4 
I. 80j entrissen nämlich die Franken unter Führung seines Sohnes, dws 
Königs Ludwig von Aquitanien, den Muhamedanern Barcellona in Spa¬ 
nien, welches von da an Sitz eines fränkischen Markgrafen wurde, und 
nahmen kurz darauf sogar die balearischen Inseln in Besitz. 
2. Um dieselbe Zeit hatte Carl auch die Freude, den Krieg mit 
den Sachsen, der mehr als dreißig Jahre gedauert hatte, beendigt zu 
sehen. Während dieser langen Zeit war nämlich in Sachsen eine fast 
ganz neue Generation aufgewachsen, welche geneigter war, auf Carl's 
Vorschläge einzugehen, als ihre im Heidenthume und in völliger Unab¬ 
hängigkeit aufgewachsenen Väter. _ Der Kaiser hielt daher im I. 803 
einen Reichstag zu Salz im Elsaß ab, auf welchem auch die Sachsen 
erschienen. Hier bestätigte er ihnen, unter der Bedingung der Annahme 
des Christenthums, ihre alten Volksrechte, erließ ihnen allen Tribut, mit 
Ausnahme des an die Geistlichkeit zu entrichtenden Zehntens, verpflichtete 
sie zum Gehorsame gegen ihre geistlichen Vorsteher und Lehrer, behielt 
sich das Recht vor, ihnen Richter (d. h. Grafen) und Statthalter (die 
sogenannten Misst) zu setzen, und verband sie auf diese Bedingungen 
mit den Franken zn einem Reichskörper. 
3. Im folgenden Jahre (804) zog er nochmals mit einem großen 
Heere nach Sachsen über die Aller bis zum Orte Aldanastath, wo der 
König der Obotriten zu ihm kam und ihm Geschenke brachte. Carl ver¬ 
pflanzte hierauf alle jenseits der Elbe wohnenden Sachsen in andere Ge¬ 
genden seines Reiches und überließ die jenseits der Elbe gelegenen Gaue 
den Obotriten, seinen treuen Verbündeten. Von da an hörte jeglicher 
Widerstand der Sachsen auf. Carl hatte endlich seinen Plan erreicht; 
das Sachsenland, welches dem fränkischen Reiche ein so gefährlicher Nach¬ 
bar gewesen war, war in die Einheit desselben ausgenommen, und ent¬ 
wickelte unter den Segnungen des Christenthums bald eine innere Kraft, 
wodurch es sich als einen der edelsten deutschen Stämme bewährte. 
Nachdem durch äußere Gewalt nur erst der Trotz des Volkes gebrochen 
und dem Evangelium der Zugang zu den harten Herzen erworben war, 
fehlten auch hier bald die milden Einwirkungen des Ehristenthums 
nicht. 
4. Erst nach dieser völligen und dauerhaften Herstellung des Frie¬ 
dens konnte Carl wirksamere Anstalten uub Vorkehrungen treffen, um 
den christlichen Glauben in den Gemüthern des schwierigen Volkes auf¬ 
zubauen und zu befestigen. Zwar hatte er schon in den acht Jahren 
der Ruhe, welche auf die Bekehrung Widukind's (785) gefolgt waren, 
einzelne Missions-Stationen in Bisthümer verwandelt (Bremen und 
Verden um 787) und Sachsen überhaupt in bischöfliche Sprengel ge- 
theilt; aber aus Mangel an dazu geeigneten Personen waren nur einige 
bischöfliche Stühle besetzt worden. 
Eine definitive Umwandlung der bisherigen Missions-Stationen in förmlich 
organisirte und genau begrenzte bischöfliche Diöccsen so wie eine Besetzung sämmtlicher 
bischöflichen Stühle fand erst statt nach der völligen Unterwerfung Sachsens. Bei 
der Abgrenzung der neuen Sprengel wurde nicht willkürlich verfahren, sondern die 
alte Eintheilung des Landes nach den Stämmen beobachtet, so daß Halbcrstadt das 
sächsisch gewordene Nordthüringcn bis zur Ocker, Hildeshcim Ostfalen begriff, Pader¬ 
born, Minden, Verden und Bremen das Land derEngern, und Münster und Osnabrück West¬ 
falen umschlossen. Außer den von Carl errichteten sieben (mit Einschluß Hildesheims 
acht) sächsischen Bisthümern erstreckten sich nun aber auch noch zwei fränkische Spren¬ 
gel, Mainz und Cöln, auf sächsisches Gebiet, jenes in dem Bezirke zwischen Weser, 
Unstrut und Harz, dieses in dem westfälischen Süderlande und dem Boroctragau.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.