Z 84. . II. Die ersten vierzig Jahre des 18. Jahrhunderts. 137
§ 84. Ne Krönungsfeierlichkeiten.
1. Der Krönungstag. Am 17. Dezember 1700 brach die kurfürstliche
Familie mit großem Gefolge nach Königsberg auf. Am 18. Januar 1701
erfolgte die feierliche Krönung. Friedrich setzte sich im Empfangssaale des
Königsberger Schlosses, umgeben von einer erlauchten Versammlung, die
Krone, die er vom Altare genommen, selber aufs Haupt, zum Zeichen, daß
er sie nicht von Menschenhand erhalte, sondern daß er König sei von
Gottes Gnaden.
2. Der Königsschmuck. Der Königsschmuck Friedrichs war über
alle Beschreibung kostbar. Der neue König trug ein rotes, goldgesticktes
Scharlachgewand mit Diamantknöpfen, deren jeder dreihundert Dukaten
wert war. Sein Mantel war von Pnrpurfamt, mit Hermelin gefüttert,
übersät mit eingestickten goldnen Adlern und Kronen und wurde vorn von
einer Spange zusammengehalten, die mit drei Diamanten besetzt war. Die
Krone war von Gold und mit unzähligen Diamanten besetzt. Das
Zepter, ebenfalls aus Gold gefertigt, war mit Diamanten und Rubinen
verziert und lief an der Spitze in einen Adler aus, dessen ganzer Leib
aus einem einzigen Rubin bestand, ein nicht minder großer Stein stellte
die Erdkugel dar.
Dem Schmucke des Königs entsprechend war der seiner Gemahlin
Sophie Charlotte. Diese trug ein überaus kostbares Kleid von Goldstoff,
mit hochroten Rosen durchwirkt. Alle Nähte und der ganze Brustteil
waren mit Diamanten besetzt. An der Brust strahlte ein Strauß Viru-
perlen, deren Wert unschätzbar war. Mantel und Krone waren ähnlich
wie beim Könige. Die Krone wurde auf das bloße Haupt gesetzt.
3. Huldigung und Salbung. Nachdem König und Königin mit den
Abzeichen des Köuigstums geziert waren, ließen sie sich im Empfangssaale
auf silbernem Throne nieder. Die versammelten Stände begrüßten nun das
neue Königspaar. Dann begann unter dem feierlichen Geläute aller
Glocken der Stadt der Festzug zur Schloßkirche. An dem Eintrittstore
des Gotteshauses wurden die Herrscher durch zwei Oberhofprediger mit
einem Segensspruche empfangen; sodann begaben sie sich ans die Throne,
die einander gegenüber, zu den Seiten des Altares errichtet waren. Nach
Predigt und Gesang wurde zur Hauptfeierlichkeit, der Salbung, ge-
schritten. Der König legte die Krone und das Zepter auf den Altar
nieder. Ein köstliches Gefäß von Jaspis, das auf einem goldnen Teller
getragen wurde, enthielt das kostbare Salböl. Mit diesem wurde dem
Herrscherpaare die Stint und der Puls an beiden Händen gesalbt. Nach-
dem die Salbung geschehen war, setzte Friedrich mit eigner Hand die
Krone wieder anfs Haupt, nahm das Zepter und ließ sich wieder auf
dem Throne nieder. Ein Schlußgebet, begleitet von dem Geläute der
Glocken und dem Donner der Kanonen, beschloß die kirchliche Feier.