Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

142 Otto stellt das abendläud. Kaiscrthum wieder her. 
ihn ein verderbliches Fieber und ein schneller Tod raffte (957) den 
sieggekrönten Jüngling in der Blüthe des Lebens dahin. Sein Vater, 
der feinen Tod schmerzlich betrauerte, fetzte den Krieg gegen die Wen¬ 
den iiod) einige Jahre fort, bis das wilde Volk sich ihm gänzlich un¬ 
terworfen hatte. Kaum hatte er hier fein Ziel erreicht, als er zum 
zweiten Male, und zwar vom Papste Johann XU. nach Italien geru¬ 
fen wurde. 
9. Hier hatte nämlich Berengar nack Ludolf's Tode nicht allein 
fein Reich bald wieder erobert, sondern auch feine Macht nach Süden 
hin ausgedehnt, so daß der Papst in feinem eigenen Lande sich nicht 
mehr sicher fühlte. In dieser Bedrängniß wandte er sich an den deut¬ 
schen König um Hülfe und bot ihm freiwillig die Kaiserkrone an. 
Nachdem Otto aus dem Reichstage zu Worms (961) seinen und Adel¬ 
heids Sohn, den gleichnamigen Otto, feierlich zu seinem Nachfolger 
im Reiche hatte erwählen und sodann durch die drei rheinischen Erz¬ 
bischöfe hatte krönen und salben lassen, stieg er zum zweiten Male 
über die Alpen in Italien hinab. Berengar hatte in den Alpenpässcn 
ein Heer von 60,000 Mann ausgestellt, welches Otto den Weg verle¬ 
gen sollte; aber im entscheidenden Augenblicke weigerte sich das Heer, 
zu kämpfen und zerstreute sich. Daraus konnte Otto seinen Marsch 
ungehindert fortsetzen; alle Städte, durch welche ihn derselbe führte, 
öffneten bereitwillig ihm die Thore. Ohne irgendwo Widerstand zu 
finden, hielt er mit großer Pracht seinen Einzug in Pavia. Berengar 
hatte sich mit seiner Familie auf die Flucht begeben, aber Otto war 
nicht geneigt, ihn zu verfolgen, sondern brach (im Januar 962) gegen 
Rom auf, wo er (am 2. Februar 962) in der St. Peterskirche vom 
Papste Johann Xll. unter freudigem Zufauchzen des römischen Volkes 
die Kaiserkrone empfing und auch seine Gemahlin gekrönt und gesalbt 
wurde. 
So hatte endlich Otto erreicht, wohin so lange sein Streben gerichtet gew^en 
war, nämlich die römische Kaiserkrone und mit ihr die höchste weltliche Macht in der 
Christenheit des Abendlandes. Seit dem I. 924 war keinem deutschen Fürsten die 
abendländische Kaiserwürde zn Theil geworden; seit 961 blieb sie bei den deutschen 
Herrschern bis zur Auflösung des Reiches. 
10. Vor seiner Krönung bekräftigte Otto durch einen Eid, daß er die 
Kirche beschützen, nichts gegen die Päpste unternehmen, daß er sich nie Ho¬ 
heit über die Stadt Rom anmaßen und dem Papste Alles zurückgeben 
wolle, was ihm durch Berengar und Andere entrissen sei; den Papst 
dagegen ließ er schwören, baß er sich nie mit Berengar und dessen 
Sohne Adalbert verbünden wolle. Schon das zeigt, daß keiner von 
beiden dem anderen trauete, und dieses Mißtrauen rief bald Zwietracht 
und einen erbitterten Kampf zwischen Papst und Kaiser hervor. Otto, 
nach Oberitalien zurückgekehrt, mischte sich in kirchliche Angelegenhei¬ 
ten, was der Papst als einen Eingriff in seine Rechte betrachtete. 
Otto suchte außerdem die italienischen Bischöfe auf seine Seite zu zie¬ 
hen, und gab dem päpstlichen Stuhle die Besitzungen nicht zurück, welche 
durch Berengar demselben entrissen waren,; wozu sich Otto eidlich ver¬ 
pflichtet hatte. Nachdem er längere Zeit in Oberitalien gegen Beren¬ 
gar und Adalbert ohne besondere Erfolge gekämpft hatte, wurde ihm 
gemeldet, daß der letztere mit dem Papste in Unterhandlungen getre¬ 
ten, im Rom eingezogen, und vom Papste mit großer Auszeichnung 
ausgenommen sei. Sobald als möglich brach der Kaiser mit einer
	        
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