Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

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Otto IL 
ter Mathilde besuchte und die Huldigung seiner Völker empfing; denn cs 
erschienen dort die Herrscher der Böhmen und Polen, sowie die Gesandten 
der Griechen, Römer, Bulgaren, Dänen, Slaven und Ungarn. Bald dar¬ 
auf ftarb er (am 7. Mai 973) im 37. Jahre seiner Negierung an einem 
Schlagflusse zu Memleben, wo auch sein Vater gestorben war. Seinem 
Willen gemäß wurde er zu Magdeburg, seinem Lieblingsorte, in der Kirche 
des heiligen Mauritius begraben. Die Inschrift auf seinem Grabsteine 
nennt ihn eine Zierde der Kirche und den Stolz des Vaterlandes, und die 
Geschichte hat ihm nicht mit Unrecht den Beinamen „der Große" gegeben; 
denn er hinterließ das Reich, welches er bedeutend vermehrt hatte, im blü¬ 
hendsten Zustande. Das Erzbisthum Hamburg breitete nach dem skandina¬ 
vischen Norden, das Erzbisthum Magdeburg nach dem slavischen Osten das 
Christenthum und christliche Bildung aus. In den schon mehr dem Chri¬ 
stenthum gewonnenen Ländern war die Kirche überall befestigt, beschützt, 
beschenkt. Böhmen war ein deutsches Herzogthum, Lothringen mit Deutsch¬ 
land vereinigt, Polen und Dänemark huldigten wenigstens dem Namen 
nach dem deutschen Könige; die Ungarn waren für immer vom deutschen 
Boden verjagt. Im Innern war die kaiserliche Macht fest begründet; denn 
die wichtigsten Herzogthümer waren mit Verwandten, die Markgrafschaften 
mit treuen Anhängern des königlichen Hauses besetzt, und durch die von 
Otto eingesetzten Pfalzgrafen (s. oben S. 133) wurden die Herzoge über¬ 
wacht und ihre Macht eingeschränkt, und durch den angestrengtesten Kampf 
eines ganzen Lebens und durch die Siege eines unerschütterlichen Helden¬ 
mutes waren Friede, Ruhe und Sicherheit im Innern des Landes ge¬ 
wonnen, so daß die Bürger in den Städten, deren Zahl sich bedeutend ver¬ 
mehrt hatte, sicher wohnen und ungestört arbeiten konnten. Endlich waren 
in eben dieser Zeit die reichen Silberbergwerke am Harze entdeckt, welche 
bald so reiche Ausbeute lieferten, daß Wohlstand, Verkehr und Gewerbe 
dadurch in Deutschland nicht wenig gehoben wurden. 
7. Drei Tugenden waren es namentlich, welche den großen Herrscher 
auszeichneten, wahre Frömmigkeit, heldenmüthige Tapferkeit und eine un¬ 
beugsame Willensstärke und Standhaftigkeit; außerdem rühmte man seine 
(Aerechtigkeit, Großmuth und Besonnenheit. Otto war freundlich und leut¬ 
selig, aber seine königliche Haltung gebot Scheu und Ehrfurcht. Daß er 
ein ebenso großer Held war, als Regent, dürfte der Umstand beweisen, 
daß in seinem Dienste und in seiner Nähe so viele tapfere und bedeutende 
Männer lebten, wie Gero, Hermann Billung, Conrad von Franken u. A. 
Sein Ruhm drang durch alle Länder Europas, und nicht wenige fremde 
Fürsten bewarben sich um seine Gunst. Obgleich es ihm während seiner 
Regierung nur höchst selten auf kurze Zeit vergönnt war, die Waffen ruhen 
zu lassen, indem er bald gegen äußere Feinde, bald gegen Empörer im In¬ 
nern das Schwert ziehen mußte; so widmete er doch auch den Werken des 
Friedens und der Wohlfahrt seiner Völker die eifrigste Fürsorge, beförderte 
Handel und Verkehr, verschönerte Städte und hielt überall die öffentliche 
Ordnung und das Ansehen der Gesetze aufrecht, so wie er Künste und 
Wissenschaften auf jegliche Weise unterstützte. 
8. 58. 3. Kaiser Otto II. 973—983. 
1. Otto II. zählte erst 18 Jahre, als er die Regierung so ausgedehn¬ 
ter Staaten übernahm. Sein und seiner Nachfolger Hauptstreben ging da¬ 
bin, die Herrschaft in Italien zu erweitern, während die Befestigung der 
königlichen Macht in Deutschland außer acht gelassen wurde, so daß die
	        
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