Otto n.
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einzelnen deutschen Stämme, zu deren Verschmelzung Otto I. den Grund
gelegt, sich immer mehr von einander trennten und die Macht der Herzoge
zum Nachtheile der königlichen Gewalt mehr und mehr wieder zunahm.
Auch Otto II. hatte wie sein Vater nicht selten mit Vasallen zu kämpfen
und Familienzwiste zu schlichten.
2. Heinrich I. von Bayern, Otto's I. Bruder, und Ludolf von Schwa¬
ben, Otto's l. Sohn, haßten sich sehr und ihre Söhne Heinrich II. von
Bayern mit dem Beinamen der Zänker und Ludolf's Sohn Otto schienen
den väterlichen Haß geerbt zu haben. Otto erhielt nach dem Tode des
Herzogs Burkhard vom Kaiser das Herzogthum Schwaben, auf welches
auch Heinrich H. Ansprüche zu haben glaubte, da Burkhard sein Schwager
war. Daher entstanden zwischen den Herzögen Heinrich und Otto bald
Grenzstreitigkeiten. Da Heinrich sah, daß der junge Kaiser seinen Gegner
begünstigte, knüpfte er Verbindungen mit den Herzögen von Böhmen und
Polen an und soll dann, nach der Königswürde trachtend, auf Empörung
gesonnen haben. Von seiner geheimen Verbindung mit den Herzögen un¬
terrichtet, ließ der Kaiser ihn auf einen Reichstag nach Ingelheim rufen,
wo er (974) angeklagt und verhaftet wurde. Allein er fand endlich Ge¬
legenheit, von dort zum Herzoge Boleslav nach Böhmen zu entkommen.
Vergebens forderte der Kaiser seine Auslieferung. Die Böhmen standen
ihm bei, und schlugen sogar (975) ein deutsches Heer zurück, und Heinrich
gelang es sogar, in sein Herzogthum Bayern zurückzukehren.
3. Da rückte der Kaiser in Bayern ein, nahm Regensburg sowie das
ganze Land und verlieh nun Bayern seinem Neffen und Freunde Otto,
dem Herzoge von Schwaben. Jedoch wurde Cärnthcn mit der Mark Ve¬
rona von Bayern getrennt und Heinrich dem Jüngern, einem Arnulfinger
und Sohne Berthold's, die Ostmark und Nordmark am Böhmerwald zwei
Babenbergern, Luitpold und Berthold, übertragen (976). Heinrich der
Zänker hatte sich wieder zum Herzoge Boleslav nach Böhmen geflüchtet,
aber der Kaiser und sein Freund Otto von Schwaben drangen von zwei
Seiten in Böhmen ein, und nöthigten den Herzog zur Unterwerfung. Hein¬
rich entkam auch diesmal, aber zuletzt mußte er sich doch, in Passau einge¬
schlossen und lange belagert, (977) dem Kaiser ergeben. Er ward nach
Magdeburg geführt, von den dort versammelten Fürsten (977) seines Her¬
zogthums entsetzt, und dem Bischöfe von Utrecht zur Verwahrung überge¬
ben. Sein Herzogthum erhielt Otto von Schwaben, der also dadurch, was
ungewöhnlich war, zwei Hcrzogthümer bis an seinen Tod (982) besaß.
4. Während des Krieges gegen den Bayernherzog und seine Ver¬
bündeten war nicht allein der Dänenkönig Harald in die deutsche Mark an
der Eider (974) eingefallen, jedoch durch einen Einfall des Kaisers in Jüt¬
land zum Frieden genöthigt, sondern es waren auch in Lothringen Unru-
ruhen ausgebrvchen. Um hier Ruhe zu haben, während er in Bayern be¬
schäftigt war, gab Otto Niederlothringen an Carl, den Bruder des Königs
Lothar von Frankreich. Allein der König Lothar beklagte sich darüber, daß
der Kaiser, so nahe an der französischen Grenze, nämlich in Aachen, sich
aufhalte und betrachtete einen Theil Lothringens als zu Frankreich gehö¬
rend. Daher brach er (im Juni 978) plötzlich ohne vorausgegangene
Kriegserklärung in Oberlothringen ein, so daß Otto II., der nichts ahnte,
fast überfallen wäre. Der Kaiser nabm in der Nacht eiligst die Flucht,
Lothar ließ aber den Adler auf dem Kaiserpalaste zu Aachen mit dem Ge¬
sichte nach Frankreich hinwenden, und zog sich dann wieder znrück. Allein
Otto II. rief schnell ein Heer zusammen und setzte den Franzosen nach;