180 . Heinrichs IV. Kampf mit den Sachsen.
in dem Palaste vor dm Gemächern des Königs warten, oh -e von die¬
sem vorgelassen zu werden. Voll Erbitterung über diese schmähliche
Behandlung hielten die Fürsten in der folgenden stacht in einer nahen
Kirche eine Versammlung und kamen überein, durch Gewalt zu errin¬
gen zu suchen, was sie auf friedlichem Wege nicht hatten erreichen
können.
8. Noch im Juli desselben Jahres erfolgte der offene Aufstau)
und 60,000 Mann Sachsen versammelten sich in der Gegend von
Magdeburg. Von dort wurden Abgeordnete an den König vorausge¬
schickt, welche die Forderungen stellten: er solle alle seine Burgen in
Sachsen zerstören, den Grafen Magnus, den Erben des Herzogthums
Sachsen, aus der Gefangenschaft entlassen, dem Herzoge Otto das Her¬
zogthum Bayern zurückgeben, die unrecht eingezogenen Güter der säch¬
sischen Großen herausgeben, des Landes alte'Verfassung in Ehren hal¬
ten und die schlechten Rathgeber aus seiner Umgebung entfernen.
Wenn er diese Bitten erfülle, so werde ihm kein deutscher Volksstamm
treuer und ergebener sein, als die wachsen. Da der König die Abge¬
ordneten verächtlich zurückwies, so Letzten steh sogleich jene 60,000 Manu
gegen Goslar in Bewegung. Bestürzt floh Heinrich mit seinen Schätzen
und den Reichskleinodien auf die Harzburg,"welche nun von den Sach¬
sen belagert wurde. Da er jedoch einsah, daß dieselbe gegen eine so
große Kriegsmacht nicht lange vertheidigt werden könne, so entschloß
er sich zur Flucht; und drei Tage hindurch floh der geängstigte König
ohne Speise und Obdach, nur von wenigen Getreuen begleitet, durch
unwegsame Schluchten und Wälder und gelangte am vierten Tage ganz
erschöpft nach Eschwege und von dort nach Hersfeld. Von hier aus gab
er den Befehl, den Grafen Magnus in Freiheit zu fetzen, den die Sach¬
sen jubelnd als ihren Herzog begrüßten. Mehrere Burgen wurden
zerstört und die Harzburg belagert.
9. Von Hersfeld begab sich Heinrich an den Rhein; aber seine
Bemühungen, ein Heer gegen die Sachsen zusammen zu bringen, blie¬
ben erfolglos. Da entschloß er sich, mit denselben zu unterhandeln.
Er berief die sächsischen Großen zu einer Versammlung nach Gerstun-
gen mtd schickte (1073) mehrere Herzoge und Erzbischöfe als Bevoll¬
mächtigte dorthin. Als diese jedoch die Beschwerden der Sachsen ver¬
nahmen, und dieselben als völlig gegründet erkannten, verabredeten sie
insgeheim, einen neuen König zu wählen, und bald darauf berief der
Erzbischof Siegfried die Reichsfürsten zu einer neuen Königswahl nach
Mainz. Heinrich eilte auf diese Nachricht aus Bayern, wo er eine
feindselige Stimmung gefunden hatte, ltad) Worms, und der von Allen
Verlassene wurde von den Bürgern dieser Stadt mit Jubel ausgenom¬
men. Sie erklärten sich nicht allein bereit, für ihn in den Kampf zu
ziehen, sondern erboten sich sogar, die Kriegskosten zu tragen.
10. Indessen mochte Heinrich wohl Ansehen, daß die Streitkräfte
einer einzigen Stadt zum Kampfe gegen so viele Feinde nicht hinreichen
würden, und knüpfte deshalb neue Unterhandlungen mit den Sachsen
an. Endlich (im Febr. 1074) kam ein Vergleich zu Stande, nach wel¬
chem die Sachsen sich unter den früher verweigerten Bedingungen un¬
terwarfen, dasF der König alle Burgen in Sachsen niederreißen lasse,
sein Hoflager nicht stets in Sachsen halte, Alles verzeihe und einem
jeden seine verlorenen Besitzungen, besonders dem Herzoge Otto das
Herzogthum Bayern zurückgebe. Heinrich begab sich daraus nach Sach-