Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

204 Lonrad's III. Krcuzzug. 
thaten, welche mir Gott erwiesen hat, und will mich nicht langer weigern, 
sondern bin bereit, ihm zu dienen, weil ich doch von ihm selbst dazu er¬ 
mahnt werde." Und sogleich heftete ihm der h. Bernhard das Kreuz an 
und übergab ihm eine auf dem Altäre liegende Fahne. Zugleich mit dem 
Könige nahm das Kreuz sein Neffe, der Herzog Friedrich von Schwaben, 
der nach ihm den deutschen Thron bestieg, sowie auch der alte Welf, der 
sich mit dem Könige aussöhnte. So kam der zweite Krcuzzug zu Stande. 
8. Im Frühlinge des I. 1147 brach Conrad mit dem deutschen 
Heere auf, das allein 70,000 schwer bepanzerte Reiter zählte, und führte 
es durch Ungarn in das griechische Reich. Hier erhoben sich jedoch bald 
wieder die früher» Streitigkeiten, indem die Griechen, voll Mißtrauen ge¬ 
gen die Kreuzfahrer, diesen allerlei Schwierigkeiten in den Weg legten. 
Nach manchen Zwistigkeiten und blutigen Händeln wurde endlich das Heer 
über die Meerenge nach Asien übergesetzt. Dort begannen erst die eigent¬ 
lichen Mühseligkeiten und Gefahren, welche den Kreuzfahrern mehr von den 
tückischen Griechen, als von den Türken bereitet wurden. In die Städte 
ließ man sie nicht ein; Lebensmittel wurden entweder gar nicht geliefert, 
oder für vieles Geld von den Mauern an Stricken herabgelassen, und erst 
nachdem das Geld hinaufgezogen war; ja manche ließen, wenn sie Gold 
oder Silber empfangen hatten, gar keine Lebensmittel herunter, und spotte¬ 
ten der lauten Klagen, in welche die Hungrigen ausbrachen. Selbst Kalk 
soll bößlich unter die Speisen gemischt und dadurch manchem Pilger der 
Tod bereitet worden sein. Man hatte den Weg nach Jconium eingeschla¬ 
gen; aber obgleich man schon tief in Kleiuasien eingedrungen war, wollte 
sich doch Jconium noch immer nicht zeigen. , _ 
9. Da nahmen die deutschen Pilger an einem Morgen mit Schrecken 
wahr, daß die griechischen Wegweiser gänzlich verschwunden waren, nachdem 
sie die Pilger irre geleitet und in eine wüste, wasserlose Einöde geführt bat¬ 
ten, wo sie eine Beute der Türken werden mußten. Tausende der deutschen 
Krieger starben vor Hunger und Durst, noch größer war die Zahl derjeni¬ 
gen, welche dem Schwerte der leichten türkischen Reiter erlagen, deren zahl¬ 
lose Schwärine den Deutschen bei Tage und in der Nacht keine Ruhe ließen, 
ohne sich mit ihnen in einen regelmäßigen Kampf einzulassen. So'gelangte 
der König Conrad endlich nach tausend Gefahren, nachdem er während 
eines halben Monats die Rüstung nicht abgelegt hatte, auf seinem Rückzüge 
nach der Meeresküste in der Gegend von Edessa zum französischen Heere, 
welches ihm nachgerückt war, dieselben Schwierigkeiten zu bestehen gehabt 
und nicht minder große Verluste erlitten hatte. Aber von dem glänzenden 
Heere der Deutschen war kaum noch der zehnte Theil übrig. Daher wurde 
beschlossen, daß dieser kleine Rest sieh mit dem französischen Heere vereinigen 
und weiter ziehen sollte. Conrad kehrte zur Wiederherstellung seiner Ge¬ 
sundheit für den Winter nach Constantinopel zurück. 
10. Das vereinigte deutsch-französische Heer zog im Spätherbste wei¬ 
ter, den Weg über Smyrna nach Ephesus einschlagend. Allein auf diesem 
Wege erging es ihnen nicht besser, als im Innern Kleinasiens; in den ge¬ 
birgigen Gegenden von Phrygien und Pamphylien erlitt der eine Haupttheil 
des Heeres, den der König Ludwig selbst führte, eine gänzliche Niederlage 
durch die Türken und nur mit Mühe gelang es dem Könige, den andern 
Theil des Heeres zu erreichen. Dieser Theil erreichte nach großen Verlu¬ 
sten endlich die Seestadt Attalea in Pamphylien, von wo aus sich der Kö¬ 
nig mit weniger Begleitung nach Antiochien einschiffte; die anderen Kreuz¬ 
fahrer sollten von den Griechen, einem abgeschlossenen Vertrage zufolge, zu
	        
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