Full text: Die deutsche Geschichte für Schule und Haus

Heinrich VI. 
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war Deutschlands ritterlichster Kaiser, ein wahres Musterbild von Thal¬ 
kraft, Heldenmnth, Entschlossenheit und Charaktergröße. Obgleich er 
alle Vorzüge des Feldherrn und Kriegers in sich vereinigte, so schätzte er 
dennoch den Frieden höher, als allen Kriegsruhm; denn er betrachtete 
den Krieg nur als Mittel zur Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung. 
Seine Sitten waren in jeder Beziehung untadelhaft und mit der wärm¬ 
sten Liebe und der gläubigsten Ueberzeugung hing er an den göttlichen 
Wahrheiten des Christenthnms. Seine Frömmigkeit war aufrichtig, 
ungeheuchelt seine Andacht, unerschütterlich seine Liebe zur Gerechtigkeit, 
welche unter allen Umständen und ohne Ansehen der Person auszuüben 
er als seine heiligste Pflicht ansah. Wo er Trotz und Widerspenstig¬ 
keit sah, da wallte der Zorn in ihm auf, aber gern verzieh er dem 
Reuigen. Da er strenge gegen sich selbst war, so verlangte er auch 
von Andern die gewissenhafteste Erfüllung ihrer Pflichten und unterließ 
nie, für geleistete Dienste sich dankbar zu beweisen. Seine Freigebigkeit 
gegen seine Freunde, gegen Kirchen und Clöster, sowie seine Wohlthä- 
tigkeit gegen Arme und Bedrängte wurde sehr gerühmt. 
15. Friedrich hatte einen klaren Verstand, ein treues Gedächtniß 
und ein treffendes Urtheil. In den Wissenschaften besaß er nicht gerade 
ausgezeichnete Kenntnisse, war aber auch keineswegs ein Fremdling in 
denselben. So war er der lateinischen Sprache ganz mächtig, und las 
oft und gern die lateinischen Schriftsteller. Er besaß eine große Red¬ 
nergabe, und was er sprach, war kraftvoll und vom Feuer der Ueber¬ 
zeugung durchdrungen. Vorzüglich liebte er die Dichtkunst und den Ge¬ 
sang, sowie die Geschichte, und mit inniger Liebe hing er an den großen 
Männern der Vorzeit, unter welchen er namentlich Carl den Gr. zum 
Verbilde sich ausersehen hatte. Ihm nachstrebend, sagte er, müsse man 
das Recht der Kirche, das Wohl des Staates, die Aufrechthaltung der 
Gesetze im ganzen Reiche zu begründen suchen. 
8. 78. 3. Heinrich VI. 1190-1197. 
1. Friedrichs I. ältester Sohn Heinrich war schon bei dessen Leb¬ 
zeiten zu seinem Nachfolger ernannt und hatte, während Friedrich im 
Morgenlande weilte, die Regierung des Reiches geführt. Daher wurde 
er nach seines Vaters Tode sogleich als König allgemein anerkannt. 
Heinrich VI. war seinem Vater gleich an Geisteskraft, kühnem, hochstre¬ 
bendem Geiste, an Ritterlichkeit und unermüdeter Thätigkeit, allein es 
fehlte ihm dessen edlere, sittliche Haltung; er war von hartem, oft grau¬ 
samen Sinne und dabei eigennützig und geldgierig. 
Diese letzte Eigenschaft zeigte er namentlich bei folgendem Vorfälle. Der König 
Richard Löwenherz hatte nach der Eroberung von Alton in Palästina das vom Her¬ 
zoge Leopold von Oesterreich auf einem Thurme aufgepflanzte deutsche Banner Herun¬ 
terreißen und in den Koth treten lassen. Als er daher auf seiner Rückreise aus dem 
gelobten Lande (1192) durch einen Sturm bei Aquilcja an die italienische Küste ge¬ 
worfen wurde nnd seine Reise durch Deutschland fortsetzen wollte, wurde er, obgleich 
als Pilger verkleidet, in der Nähe Wien's erkannt, gefangen genommen und dem 
schon früher zurückgekehrten Herzoge Leopold ausgeliefert, welcher ihn dem Kaiser auf 
dessen Verlangen übergab. Länger als ein Jahr hielt ihn dieser aus der Burg Trifels 
am Rheine gefangen, bis die' Engländer ein Löscgeld von einer Million Thaler 
zahlten. 
2. Heinrich's VI. Hauptbestreben während seiner ganzen Regierung 
war dahin gerichtet, Neapel und Sicilien, das Erbe seiner Gemahlin
	        
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