fullscreen: Vaterländische Geschichte

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Heere das ihm wohlbekannte Trompetenzeichen geben, auf welches alle von dem 
Sturme gegen die Stadt abließen und zur Versammlung eilten, um die Be¬ 
fehle des Fürsten zu vernehmen. Nachdem sich derselbe mit ihnen beraten 
hatte, hob er die Belagerung der Stadt auf, zog dem Könige Otto entgegen 
in der Absicht, ihn zu schlagen, um daun, als Sieger zurückkehrend, die Stadt 
und das ganze Land ungestört besitzen zu können. — Es kam anders. In 
der gewaltigen Schlacht auf dem Lechfelde besiegte Otto die Ungarn völlig, so 
daß sie in ihre Heimat flohen und keinen Kriegszug gegen Deutschland wieder 
Wagten. Das Leben Oudalrichs von Gerhard. 
4. warum sich Otto zum Kaiser Krönen Iaht. 
Machtvoller denn je stand König Otto da. Zwei rasch aufeinander 
folgende Gefahren, der Fürstenaufstand und die Ungarnnot, waren vorüber. 
Die erneuten Aufstände der Herzöge hatten ihm gezeigt, daß er sein Ziel, ein 
einheitliches Reich herzustellen, so nicht erreichen konnte. Die Mitglieder des 
Königshauses hatten sich nicht als Reichsbeamte bewährt, weil immer einige 
von ihnen danach trachteten, selbständige Fürsten zu werden. So hatte König 
Otto Ursache, sich nach besseren Helfern feiner Herrschaft umzusehen. Wie 
Kaiser Karl fand er sie in den Kirchenfürsten. Nach dem Siege über feine 
Widersacher nahm er diesen ihre Sehen und gab sie den Erzbischöfen und 
Bischöfen. Nun konnten die Lehen kein Familienbefitz werden. Diese Lehns¬ 
leute konnten nicht nach der Königskrone streben, sie blieben in Wahrheit Be¬ 
amte. Erzbischof Bruno bekam Lothringen. Das Land zwischen Elbe und 
Oder, das Markgraf Gero von den Slawen erobert hatte, teilte er in fünf 
Bistümer auf, die dem Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden. Er gab 
diesen Kirchenfürsten alle Rechte der weltlichen Fürsten, als Markt-, Münz- 
und Zollrecht. 
Wollte Otto aber auf diese Weise dauernd sein Reich verwalten, so mußte 
er natürlich auch Herr über den Papst, das Oberhaupt der Kirchenfürsten, 
sein. Um diese Macht zu erlangen, benutzte er eine bedrängte Lage des Papstes, 
half ihm und ließ sich im Jahre 962 zum Kaiser krönen. Die Römer mußten 
ihm schwören, nie einen Papst ohne seine Zustimmung zu wählen. So war 
das Papsttum unter deutsche Schirmherrschaft gestellt und das Römische 
Reich deutscher Nation gegründet. 
C. Des deutschen Reiches verfall. 
I. Heinrich IT. 1056—1106. 
1. Heinrichs Kampf mit den Sachsen. 
Heinrich IV. war erst sechs Jahre alt, als fein Vater starb. Seine Mutter 
Agnes führte deshalb die Regierung für ihn. Nachdem er im 16. Lebensjahre 
selbst die Herrschaft übernommen hatte, hielt er sich am liebsten in wachsen 
auf. Auf Zureden seines vornehmsten Ratgebers, des Bischofs Adalbert von
	        
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