396
Die Schlacht Lei Brcitcnfcld.
Reste seiner Truppen von Halle nach Westfalen, und alle zerstreuten
Abtheilungen des kaiserlichen Heeres in Niedersachsen erhielten den Be¬
fehl, sich schleunig mit ihm zu vereinigen, so daß er an der Weser ein -
neues Heer zusammen ziehen konnte. Gustav Adolf aber beschloß, sein
Heer zu'theilen; während der Churfürst von Sachsen die Stadt Leipzig den
Kaiserlichen wieder entreißen, dann in Böhmen einfallen und den
Kaiser in dessen Erbländern bekämpfen sollte, erwählte er für sich selbst
den Weg nach Franken und dem Rheine, um West- und Süddeutsch-
land zu erobern und die Liga vollends zu vernichten. Diesem Plane
gemäß führte er sein Heer, dessen Vortrab der kühne Herzog Bernhard
von Weimar befehligte, nach der Eroberung von Merseburg und Halle
nach Thüringen, um die Hülfe von Weimar und Hessen-Cassel zu be¬
nutzen und dann die Last des Krieges auf die Länder katholischer
Fürsten zu wälzen, wo reiche Beute zu holeu blieb. Erfurt, Gotha und
Alles, was auf dem Wege nach Franken lag, wurde noch im Septem¬
ber besetzt.
8. Unterdessen hatte Tilly, nachdem er den Grafen Pappenheim
und andere Befehlshaber an sich gezogen hatte uub auch durch Estnische
Truppen verstärkt worden war, bei Corvey in Westfalen eine Brücke
über die Weser geschlagen und war von dorr eilig nach Fritzlar vor¬
gerückt. Aber Gustav Adolf besetzte trotz der Verstärkung des feind¬
lichen Heeres ganz Franken; die Stadt Würzbnrg ergab sich ohne
Widerstand; das Schloß Marienberg wurde durch Ueberraschung ge¬
nommen und die Besatzung nieder gemacht. Auch viele andere Perso¬
nen, die daselbst Zuflucht gesucht hatten, unter ihnen gegen zwanzig
Geistliche, erlitten gleiches Schicksal. Bald darauf nahm der König
Hanau und setzte sich am 17. Sept. 1631 in Besitz von Frankfurt, in
welches er mit ungewöhnlicher Pracht seinen feierlichen Einzug hielt.
Hier fand sich auch der unglückliche Pfalzgraf Friedrich V. ein, um den
S)chwedenkönig um Wiedereinsetzung in seine Staaten zu ersuchen.
Dieser nahm ihn zwar wohlwollend auf, stellte ihm aber solche
Bedingungen, daß man daraus schließen muß, er habe beabsichtigt, die
Pfalz für sich zu behalten. Am 11. December brach her König von
Frankfurt auf und setzte am 14. Dcc. nach Oppenheim über. Nach der
Eroberung dieser Stadt mußte sich auch Mainz am 23. Dec. ergeben,
da die Belagerer bereits bis in die Gräben vorgedrungen waren. Hier
fand er reiche Vorräthe au Lebensmitteln; deshalb gönnte Gustav Adolf
seinen abgematteten Kriegern einige Ruhe und legte sie in die Win¬
terquartiere.
Während die Waffen des Königs so glücklichen Erfolg hatten, war auch das
sächsische Heer unter dem Fcldmarschall von Arnim dem Kriegsplane gemäß in Böh¬
men eingebrochen und hatte das schlecht vcrtheidigte Prag mit leichter Mühe erobert.
Der Chursürst selbst hielt in diese Stadt seinen feierlichen Einzug (11. Nov. 1631),
kehrte aber nach einem kurzen Aufenthalte wieder in sein Land zurück. Nachdem die
Jesuiten verjagt und den Protestanten einige Kirchen wieder geöffnet waren, führte
auch Arnim das Heer weiter nach Schlesien.
9. Im Laufe des Winters hatte Tilly ein bedeutendes Heer ge¬
sammelt und rückte im Frühjahre 1632 nach Franken, wo der König
8900 Mann unter dem General Horn zurückgelassen hatte. Tilly nahm
Bamberg und bedrängte den General Horn so sehr, daß diesem der
König zu Hülfe eilen mußte. Er vereinigte sich mit Horn zu Kitzin¬
gen und folgte dann dem General Tilly nach Bayern, wohin dieser