146
Regierungsjahres, nach einer heftigen Krankheit, Hand¬
lungen beging, welche man für Wirkungen des Wahn¬
sinnes erklärt hat. Seine Verschwendung und seine
Grausamkeit waren empörend. Er ließ selbst feine
Pferde aus goldnen Gefäßen fressen und seinem Lcibrosse
kaiserliche Ehrenbezeigungen erweisen. Die meisten rei¬
chen Römer wurden auf seinen Befehl hingerichtet.
Menschen zu martern war dem Ungeheuer ein Vergnü¬
gen, und er trieb die Grausamkeit so weit, daß er ganze
Schaaren von Menschen um leichter Vergehungen willen
ans den Richtplatz schickte, und einst bei einer Festlichkeit
die Zuschauer in die Tiber jagen ließ. (XIII, 39*)
Vier Jahre hatten die Römer diese Mißhandlungen
erduldet, als eine Verschwörung gegen Caligula aus¬
brach, worin er ermordet wurde. Darauf wurde sein
blödsinniger Bruder Claudius von der Leibwache
auf den Thron erhoben. Er ließ sich von feinem laster¬
haften Weibe, Messalina, beherrschen, und nach der
Ermordung derselben auch von der zweiten Gemahlin,
Agrippina, die es durch ihre Ränke dahin brachte, daß
er ihren Sohn erster Ehe, Domitius Nero, seinem
eigenen Sohne, Britannicus, vorzog. Endlich tödtete
p sie den alten Mann durch Gift, als er dem Britanniens
wieder feine Neigung zuwendete. Auch der abscheuliche
Nero erweckte anfangs glückliche Hoffnungen, und sein
Erzieher, der berühmte Gelehrte, Seneca, hatte großen
Einfluß auf ihn; aber bald überließ er sich den schänd¬
lichsten Ausschweifungen, und zeigte sich als ein scheu߬
liches Ungeheuer. Seine Mutter, seine Lehrer und die
edelsten Männer wurden von ihm ermordet; er ließ Rom
anzünden, um essschöner wieder aufzubauen, und viele
Christen hinrichten, welche man als Urheber des Bran¬
des angab; er vergaß seine Würde so sehr, daß er auf
der Bühne vor seinem Volke als Sänger und Schau¬
spieler sich zeigte und sogar nach Griechenland zog, um
seine Kunstfertigkeit bewundern zu lassen. Erst nach