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teutschen Völkern kämpfte, welche in Gallien eingefallen
waren. Drusus aber machte, ungefähr io Jahre vor
Christus, große Eroberungen zwischen dem Niederrhein
und der Weser, und Teutschland blieb endlich bis an die
Elbe und Saale den Römern unterworfen. Kein teut-
sches Volk wagte mehr offenen Widerstand. Die Bünd¬
nisse der Völker waren getrennt, Dämme und Brücken
waren aufgeworfen, drei zahlreiche Legionen des römi-
schen Heeres hielten Wache in vielen festen Schlössern
JUNd Lagern, und römische Statthalter herrschten mit
römischen Gesehen und einem Schwarme von römischen
Rechtsgelchrten in Teutschlands Wäldern. Der Ueber-
muth der Sieger reizte endlich die gebeugten Völker,
als Äuineti lins Varuö, ein habsüchtiger Mann
von schwachem Geiste, Statthalter in Teutschland war.
Hermann, von den Römern Arminius genannt,
faßte den Entschluß, die Freiheit seines Vaterlandes
zu retten. Dieser tapfere und geistreiche Jüngling war
der Sohn eines Fürsten der Cherusker, die am Harz¬
gebirge und an der obcrn Weser wohnten. Er hatte im
römischen Heere gedient, wo er die Würde eines römi¬
schen Bürgers erworben und sich in allen Künsten des
Krieges und Friedens unterrichtet hakte. Nach der Rück¬
kehr in seine Heimath vereinigte er die edelsten Männer
unter den Cheruskern und den benachbarten Völkern
und besprach mit ihnen den Entwurf, die Römer auS
Teutschland zu verjagen. Varuö, der die Teutschen
für gänzlich unterjocht hielt und ihnen keine List zutraute,
ließ sich immer weiter von den Ufern des Rheins, wo
die Römer ihre stärksten Vesten hatten, weglockcn bis
in die Gegend des großen Teutoburger Waldes,
welcher das Land zwischen der Ems und Lippe bedeckte.
Varus hätte dem Verderben, das ihn erwartete, ent¬
gehen können, wenn er die Warnung geachtet hätte,
welche ein Vcrräther unter den Teutschen, Hermanns
Swiegervater Segest, der unwillig gegen den Helden
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