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und endlich wurde ihnen (von 712 bis 714) durch die
Uneinigkeit in der Familie der westgothischen Könige die
Eroberung erleichtert. Das Reich derWestgorhcn stürzte
zusammen und der größte Theil von Spanien wurde den
Arabern unterworfen.
Die siegreichen Eroberer Spaniens richteten bald
ihre Blicke auf Frankreich und drangen mit einem zahl¬
reichen Heere über das Gränzgebirge der Pyrenäen.
Karl Morteli aber rückte ihnen entgegen und fck)lug sie
im Herbste des JahreS 732 in den Ebenen zwischen
Tours und Poiticrs so entscheidend, daß ihrer mehr als
300,000 gefallen sein sollen. Die übrigen flohen nach
Spanien zurück. (XV, 45.) Dieser herrliche Sieg
befreite das südliche Europa von der Gefahr, eine Beute
der Araber zu werden.
Karl Martell's Sohn war Pipin der Kleine,
, der nach seines Vaters Tode (741) ebenfalls unter
dem Nahmen eines Großhofmeisters über die Franken
herrschte, anfangs mit seinem Bruder, bald aber, als
dieser ein Mönch geworden war, allein. Der König
aus Klodwigs Stamme — Childerich war sein Nähme
— saß indeß unthätig in seinem Schlosse, und beküm*
merke sich so wenig um das Volk, als das Volk um
ihn. Endlich glaubte Pipin, der mit Siegeüruhm
unter dem Volke stand und von der Geistlichkeit unter¬
stützt wurde, den Königsthron selbst besteigen zu können.
Der Bischof zu Rom war zu Pipins Zelten, seit unge¬
fähr »40 Jahren, als Papst das Oberhaupt der Kirche
und hatte großen Einfluß in den christlichen Reichen,
wo sein Wort oft entschied. An ihn wendete sich nun
auch Pipin mit der Frage: Ist es gerecht, daß derjenige
König heißt, der nur den Nahmen führt, aber nicht
als Herrscher handelt; oder soll derjenige Mann König
heißen, der die Gewalt in Händen hat, und sie mit
Kraft ausübt? Der Papst, schon vorher gewonnen,
antwortete, nach der Abrede, Pipins Gesandten; Wer