Full text: Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten

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Durch die Krcuzzüge wurde besonder- auch da- 
Ritterwesen auögebkldet, da- schon früher entstan* 
den war. Die alte Sitte der Teutschen, nach welcher 
jeder Fürst und Mächtige sein Gefolge und seine An¬ 
hänger hatte, die mit ihm ins Feld zogen, war immer 
herrschend geblieben. Die Begleiter erhielten für den 
Kriegsdienst den Genuß von Gütern, welche man 
Lehne, das heißt geliehene Güter, nannte, so wie 
sie selbst Lehnleute hießen. Edelgeborne Lchnleute 
thatcn ihre Kriegsdienste gewöhnlich zu Pferde und 
hießen daher Reiter oder Ritter. Seit den letzten 
Zeiten des elften Jahrhunderts aber nannte man Ritter 
diejenigen Edeln, welche sich durch ein feierliches Ge¬ 
lübde verbanden, Hülflose und Bedrängte zu verthei- 
digen, und alle Feinde der Kirche zu verfolgen. In 
Spanien und Frankreich wurde das Ritterwesen zuerst 
erzeugt, verbreitete sich aber schnell unter den abend¬ 
ländischen Völkern. Vom siebenten Jahre an kam der 
Ritterknabe aus der weiblichen Aufsicht, worunter er 
fo lange im väterlichen Schlosse leben mußte, auf die 
Burg eines wackern Ritters, um den Waffendienst zu 
lernen. Er mußte als Edelknabe den Burgherrn und 
dessen Frau bedienen, wurde mit Leibesübungen beschäf¬ 
tiget, und zur Frömmigkeit erzogen. In seinem vier¬ 
zehnten Jahre ward er in der Kirche durch Umgürtung 
mit dem Wehrgehänge wehrhaft gemacht, und trat als¬ 
dann unter die Knapen, um sich zu dem höher« Ritter¬ 
dienste zu bilden. Die Knapen hatten ihre eigenen 
Waffenübungen und Kampfspiele; sie begleiteten ihre 
Ritter zu allen Kämpfen, führten das Streitroß und 
hielten im Gefechte hinter ihnen. Wer die Ritterwürde 
erhalten wollte, mußte 21 Jahre alt sein. Fasten, 
Beten, Beichte und Abendmahl, eine Nachtwache in 
einer Kirche und ein Bad waren die Vorbereitungen 
zu der feierlichen Handlung. Darauf versprach der 
Ritterjüngling mit einem Eide, stet- die Wahrheit zu
	        
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