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kraftvollen Retter entgegen stellen. Nach MuradS II
Siege bei Varna ((444) war die Herrschaft der Osma-
treu im östlichen Europa entschieden, und das griechi¬
sche Kaiserthum auf Konstantinopel und die umliegende
Gegend beschränkt. Die Lage des wankenden Reichs
war traurig. Dreihundert Klöster lagen in der Stadt
und ihrer Umgegend, und kaum 5000 eigene Krieger
waren zu ihrer Beschützung da. Der neue Sultan
Muhammed, Murads heldenmükhiger Sohn, war
kaum zu-- Herrschaft gelangt, als er den vesten Ent¬
schluß faßte, Konstanrinop4 zu erobern. Mit einem
Heere von 250,000 Kriegern, einem Geschwader von
Zoo Schiffen und furchtbarem Geschütze erschien er am
sechsten April 145g vor der Stadt. Der Adel und
Diele aus dem Volke waren feige entwichen, Konstantin
XI, der letzte der griechischen Kaiser, hatte überall
vergebens Hilfe gesucht; aber er wollte würdig fallen
unter den Trümmern eines tausendjährigen Reiches.
Der edle Giustiniani, der mit 2000 Kriegern auS
Genua gekommen war, stand ihm tapfer zur Seite.
Fünfzig Tage lag Muhammed vor der Stadt, und
erschütterte ihre Mauern mit seinem Geschütze, worunter
inan eines sah, das Steine von Zoo Pfund schoß, aber
so schwer war, daß es jeden Tag nur achtmahl abge¬
feuert werden konnte und 60 Ochsen nebst 400 Men*
schen zur Fortschaffung nöthig waren. Muhammed
bot einen Vergleich an, aber Konstantin verwarf den
Vorschlag und die Türken rüsteten sich zum Sturme.
Unter Gebeten und Gesängen hatte Konstantin mit
vielen Einwohnern die Nacht in der Sophlenkirche zu¬
gebracht. Bei anbrechendem Tage eilten olle zum
Streite. Ein feindlicher Haufen erstieg die Mauern,
ein anderer drang durch eine vernachlässigte Pforte.
(XX, 60.) Die Griechen geriethen in Unordnung,
da warf Konstantin, der heldenmüthig auf dem Walle
stritt, seinen Purpur weg, stürzte sich unter die anstür¬