Full text: Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten

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der Verzweiflung begann, und erst als das Haus, das 
ihm Schuh gab, brannte, erst als er im Getümmel 
des Kampfes gestrauchelt und gefallen war, ergab er 
sich den Türken. (XXIII, 69.) Er lebte nun eine 
Zeirlang als Gefangener bei Adrianopcl, fast im Elende, 
unter den Türken; sein unbeugsamer Sinn wollte die 
Hilfe ertrotzen, endlich aber, als er sah, daß nichts 
zu erwarten war, ließ er sein Gefolge auf verschiedenen 
Wegen nach Schweden zurück kehren, und ritt, von 
einem seiner Obersten begleitet, als Eilbote durch Ungarn 
und Teutschland nach Stralsund, wo er (1714) 
so unerwartet zu nächtlicher Zeit ankam, daß man ihm, 
da er nicht sogleich erkannt wurde, anfangs den Eintritt 
in seine eigene S-'adt versagte. Seine Ankunft cnt- 
zündete den Kampf mit neuer Heftigkeit. Sein Muth 
war noch ungebeugt, obgleich er seine teutschen Lander 
größrentheils in der Gewalt seiner Feinde und kaum 
Ueberrcste von schwedischen Heeren fand. In Schwe¬ 
den war die Noth schon so groß, daß man fünfzehn¬ 
jährige Knaben bewaffnete, und fast nur Greise und 
Weiber am Pfluge sah. So hatte des Königs KriegS- 
lust die Kräfte des wenig volkreichen Landes angegriffen. 
Endlich, als er in Stralsund von seinen Feinden bela¬ 
gert wurde, und die Stadt aufs Aeußerste gebracht 
war, mußte er (1715) mit Lebensgefahr nach Schwe¬ 
den entfliehen. Uneinigkeit schwächte jedoch bald nach¬ 
her den Bund seiner Feinde. Rußlands Kampfgenos¬ 
sen wurden eifersüchtig auf Peters hoch gestiegene Macht 
und feine offenbaren Vergrößerungsabstchten, die selbst 
im nördlichen TeutschlandeEroberungen machen wollten. 
Karl zog durch seinen klugen Rathgeber, den Frei¬ 
herrn von Görz, den beßten Vortheil von dieser Zwie¬ 
tracht und wollte sich mit dem Mächtigsten seiner Feinde 
versöhnen und vereinigen, um sich auf Kosten der 
Schwächer« Ersatz zu verschaffen. Während Friede 
und Bündniß mit Rußland unterhandelt wurde, brach
	        
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