322
« mußten. So wurde in Europa ein gefährliches Bei»
spiel in strafbarer Verletzung der Rechte eines unab¬
hängigen Volkes gegeben. Das unglückliche Volk
gehorchte, aber die Hoffnung, das schimpfliche Joch
abzuwerfen, lebte in der unwilligen Brust der Vater¬
landsfreunde.
Die Zwistigkeiten, welche nach dem Aussterben
des Kurhauses Ba Lern (1777) einen Krieg zwischen
O streich und Preußen drohten, wurden bald zu
Teschen (1779) verglichen. Weiter aber verbreitete
sich der neue Krieg, den die Türken, durch gegründete
Besorgnisse gereizt, gegen Rußland (»787) anfingen.
Katharina II hatte bas volle Uebergewicht Rußlands
im Norden, welches nach Peters I Tode durch die
Schuld innerer Unruhen oft war gestört worden, kräf¬
tig hcrgestellt. Die Erwerbung der Krimm, eines
herrlichen Landes, dessen Vereinigung mit Rußland
mitten im Frieden C£ 783) Die Türken gestatten mußten,
gab ihrer Macht einen wichtigen Zuwachs, und voll
hoher Entwürfe sann sie auf neue Vergrößerungen zum
Nachtheil der gedemürhigten Nachbarn. Josef II,
Teutschlands Kaiser (feit 1765), der seiner Mutcer,
der edlen Maria THeresi a, auch in der Regierung
der östreichischen Erbländer (1780) gefolgt war, ver¬
einigte sich mit Rußlands Beherrscherinn zur Unter¬
drückung der Türken, die ihm doch nie Ursache zum
FrkedenSbruche gegeben hatten, und rückte mit einem
mächtigen Heere in ihr jand. Der Krieg wurde
anfangs, besonders von Oestrcich, unglücklich geführt.
Rußland wurde zu gleicher Zeit (1788) mit Schweden,
wo der tapfre G u stav III seit 5772, nach dem Sturze
einer verderblichen Adeksgcwalt kräftig herrschte,^ in
einen Krieg verwickelt, der Katharina's Kräfte theilte.
In dem zweiten Feldzuge (1789) kamen die Türken
durch die siegreichen Fortschritte der vereinigten russischen
und östreichischen Heere in große Gefahr, als nach