fullscreen: Neuere Geschichte (Theil 3)

58 
III. Die deutsche Reformation. 
sormation seines verpesteten Hofeö und der Kirche, wie sie nicht 
länger umgangen werden könne, das Aeußerste zu meiden. Der 
edle Mediceer erfreute sich an Bruder Martins schönem Talent und 
war geneigt diese Streitigkeiten für Mönchsgezänke zu halten. 
Aber bereits hatte in Rom die Meinung gesiegt, daß die be¬ 
denklich gewordene Streitigleit durch raschen Schlag vernichtet wer¬ 
den könne. Eine Bulle vom 15. Juni 1520 verdammte 41 Sätze 
Luthers, gebot seine Schriften aller Orten zu verbrennen, und sprach 
den Bann über ihn aus, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerriefe; 
darnach jede christliche Obrigkeit gehalten sein sollte, ihn zu fangen 
und nach Rom zu liefern. Eck brachte diese Bulle als ein Sieges¬ 
zeichen nach Deutschland. Luthern wuchs das Herz, als der Wurf 
gefallen war, und er nicht mehr zweifelte, daß der Papst der Anti¬ 
christ sei. In Mainz, Cölln und Löwen wurden Luthers Werke ver¬ 
brannt, aber die meisten Städte und Universitäten mißhandelten die 
Vollstrecker der Bulle, und selbst Bischöfe lehnte aus Scheu vor Volks¬ 
bewegungen ihre Bekanntmachung ab. Luther gab eine Flugschrift 
heraus wider die Bulle des Antichrists, erneuete seine Appellation 
vom Papste als einem verhärteten Ketzer an ein frei christlich Con¬ 
cilium, zog am 10. Dec. 1520 an der Spitze der Studenten vorö 
Elsterthor und warf die päpstliche Bulle sammt dem canonischen 
Rechtsbuch ins Feuer zum Danke für die Verbrcnnnug seiner Schrif¬ 
ten und als ein Feuerzeichen der unwiderruflichen Lossagung vom 
Papstthume. Andere warfen andere Bücher seiner Widersacher in die 
Flammen. 
Heinrich VIII. von England, der den Ruhm eines Theologen 
und Ritters der Kirche suchte, schrieb oder ließ unter seinem Namen 
eine Vertheidigung der 7 Sacramente schreiben, darin Luthers Red¬ 
lichkeit selbst angetastet wurde. Man fand in Rom das königliche Werk 
so schön, daß es nur unter Beistand des heiligen Geistes geschrieben 
sein könne und den Werken des heiligen Augustin gleichzusetzen sei. 
Aber im Bewußtsein für einen König zu streiten, gegen den alle 
Könige der Welt zn Schanden werden müßten, schleuderte Luther 
seine vernichtende Beredsamkeit gegen den König von England als 
einen Lügner und Unbiedermann. Der König gab die mißliche Stel¬ 
lung eines Theologen auf und wirkte auf diplomatischem Wege gegen 
Luther. Aber nach Jahren durch den König von Dänemark von der 
Hoffnung trunken, daß sich Heinrich für die Reformation entscheiden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.