35
Erich Eiegod (1095 —1103).
Bei dem Regierungsantritt dieses vierten Sohne-
von Svend Estridsen hörte die Hungersnoth auf, und
es trat eine fruchtbare und glückliche Zeit ein. Diese
glückliche Veränderung sowohl als auch die ausgezeich¬
neten persönlichen Eigenschaften des Königs und seine
Achtung gegen die alten Rechte des Volks machten ihn
sehr beliebt, und erwarben ihm den Zunamen Eiegod
d. i. der Herzensgute. Er unternahm mehrere glück¬
liche Züge gegen die räuberischen Wenden. Die Grau¬
samkeit aber, mit welcher die Gefangenen behandelt
wurden, veranlaßte in Verbindung mit andern Um¬
ständen einen heftigen Zwist mit dem Erzbischof Lie-
mar von Hamburg, der sogar Erich in den Bann
gethan haben soll. Diese Streitigkeiten erneuerten in
Erich den Wunsch seines verstorbenen Vaters, einen
eigenen Erzbischof in seinem Reiche zu haben. Zugleich
wünschte er seinen ermordeten Bruder Knud cano-
nisirt, d. i. für einen Heiligen erklärt zu sehen, und
um diese doppelte Absicht zu erreichen, machte er im
Jahre 1098 eine Reise nach Rom. Papst Urban H.
fand sich sehr bereitwillig, die Wünsche des Königs zu
erfüllen. Einige Zeit nach der Rückkehr Erichs wurden
nun die Gebeine des heiligen Knud unter großen Feier¬
lichkeiten in der nach ihm benannten St. Knudskirche-
beigesetzt, welches zur Aufnahme dieser Stadt nicht
wenig beitrug. — Die andere Absicht seiner Reise
nach Rom, die Errichtung eines Erzbisthums in Dä¬
nemark, wurde unter seiner Regierung nicht erreicht;
denn noch ehe die dazu erforderliche päpstliche Bulle
angekommen war, hatte Erich, zur Sühne eines von
ihm begangenen Mordes, eine Pilgerreise nach Jeru-
3*