Full text: Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern

— 89 — 
fallen war, begrub sich ein Theil der Einwohner mit allen Schätzen 
in den Flammen, ein anderer kam im Kampfe um, der Rest ging 
in die Sklaverei. Von Menschlichkeit und von Gerechtigkeit wu߬ 
te das harte Herz des Afrikaners Nichts. Römische Gesandte 
stellten noch einmal die Wahl zwischen Krieg und Frieden. „Gebt, 
was ihr wollt!" sprach Hannibal. „So habt den Krieg!" war 
des Römers Antwort. „Wir nehmen ihn!" jubelten die Karthager. 
Der zweite punische oder karthagische Krieg begann (218 v. Ehr.). 
Hannibal wollte den Krieg gegen die Römer in deren eigenem 
Lande führen. Mit 60,666 Mann zu Fuß, 12,000 Reitern und 
37 Elephanten brach er von Neukarthago auf, zog kämpfend über 
die Pyrenäen nach Gallien, überschritt den Rhodanus (Rhone) und 
näherte sich den Alpen. Hier war jeder Paß verlegt, der Durch¬ 
gang mußte mit Strömen Bluts erkauft werden. Dazu die him¬ 
melhohen Berge, die schrecklichen Abgründe, die reißenden Berg¬ 
ströme ohne Brücken, die herabstürzenden Lauinen, nirgends Weg 
und Steg, und auf diesen Wegen und in diesem Klima die an et¬ 
was ganz Anderes gewöhnten Afrikaner, Pferde und Elephanten. 
Der Zug ging über den kleinen Bernhard. Neun Tage dauerte 
das Aufsteigen. Noch schwieriger und gefährlicher war es hinab¬ 
zukommen. Oft mussten erst Wege gesprengt werden. Am fünf¬ 
zehnten Tage war man im Thale. Mehrmals hatte das Heer ge¬ 
zagt; aber Hannibal, bei Arbeit und Mühsal stets der Erste, hatte 
es glücklich hinüber gebracht, freilich von so vielen nur 26,»00 
Mann, aber Helden von geprüfter Kraft. Sie standen in Italien, 
auf römischem Gebiet. Es galt, Italien in und mit Italien zu 
bekämpfen. Der römische Feldherr Publius Cornelius Sci- 
pio trat ihm zuerst am Ticinus (Tessino) entgegen, er wurde ge¬ 
schlagen. Die Gallier gingen zu Hannibal über. Eine zweite 
Schlacht am Trebia ging ebenfalls für die Römer verloren. Ganz 
Oberitalien siel dem Sieger zu. Die Römer rüsteten aufs Stärkste. 
Hannibal überstieg die Apenninen, verlor die übrigen Elephanten 
bis auf einen, zog vier Tage und drei Nächte durch die Sümpfe 
des Arno, büßte durch eine Entzündung sein rechtes Auge ein und 
stand am Trasimenischen See dem römischen Consul gegenüber. 
Dieser hatte schon in Hoffnung des Sieges eine Menge Handeisen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.