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stete. Der alte Barbarossa sprach, „bisher habe er für zeitliche
Ehre gestritten; jetzt wolle er für Gott streiten, und er habe einen
guten Kampf gekämpft, wenn er seine Tage mit diesem Zuge be¬
schlösse." So sollte es ihm werden. Er zog im I. 1188 mit ei¬
nem prächtigen Heere, den Kern deutscher Ritterschaft enthaltend,
nach Griechenland, setzte durch sein bloßes Erscheinen Alles in
Schrecken, siegte in Klcinasien gleich in dem ersten Treffen über
die Türken, erstürmte Jkonium und sah sich schon im Geiste in
Antiochien, Akkon und Jerusalem. Da setzte das Heer am 10. Juni
1100 über den Kalykadnus, Friedrich führte die Nachhut, setzte
wegen einer auf der Brücke entstandenen Stockung mit seinem
Pferde in den kalten und reißenden Fluß, wurde von dem Strome
ergriffen und — als Leiche aus dem Wasser gezogen. Das Heer
aber wollte auch den todten Kaiser noch zum Führer haben, in der
Mitte desselben wurde die Leiche vorwärts in den Sturm der
Schlacht getragen; bei Antiochia wurden die Türken zum dritten
Male geschlagen. Da aber war das Ziel der Helden: Krankheiten
rafften die meisten schnell dahin, der Rest schloß sich an Richard
Löwenherz von England und an Philipp August von Frankreich,
welche neue Schaaren gegen die Ungläubigen führten, und stiftete
im Unmuth über die von Engländern und Franzosen erfahrene Zu¬
rücksetzung einen geistlichen Orden, gleich den Tempelherren, den
Orden der Marianer oder deutschen Ritter, unter dem ersten Gro߬
meister Walpot von Bassenheim.
Das deutsche Volk aber konnte nicht glauben, daß der Held,
welcher die Idee des Kaiserthums am würdigsten dargestellt hatte,
gestorben sey. Es knüpfte alle seine Hoffnungen auf die goldene
Zeit an die Wiederkehr des Barbarossa und dichtete so die Sage,
daß der Kaiser in tiefer Felskluft im Kyffhäuser Berge an einem
steinernen Tische, durch welchen sein rother Bart hindurchgewachsen
sey, sitze und schlafe und einst, wenn erst nicht die Raben mehr
um den Berg stiegen, wiederkommen und dem Lande wunderbare,
goldene Zeiten bringen werde.
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