Full text: Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern

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Rußland, wo schon griechisch-christliche Bildung weit verbreitet 
war, unterworfen hatte, und dessen Enkel Batu 1241 in Schlesien 
erschien. Überall, wo Slaven wohnten, wurde das Land unter¬ 
worfen und ausgeplündert, die Bewohner schrecklich gemißhandelt. 
Endlich mussten sie Stand halten; sie waren unter die ersten 
Deutschen gekommen. Heinrich der Fromme, Fürst zu Breslau 
und Liegnitz, Sohn der vielberühmten heiligen Hedwig, warf sich 
ihnen mit den Bergleuten von Goldberg und einer Schaar eilends 
aus Preußen herbeigezogener deutscher Ritter in der Ebene von 
Liegnitz entgegen. Die Übermacht der Tartaren siegte zwar, fast 
alle deutschen Kämpfer blieben aus dem Schlachtfelde; aber die 
Tartaren hatten beim Kampfe mit diesen eisernen Männern, die ein 
so arges Blutbad in den Reihen ihrer Feinde angerichtet, so viel 
Furcht bekommen, daß ssie nicht Lust hatten, weiter vorzudringen 
und noch mehr Deutsche kennen zu lernen, sondern umkehrten und, 
an der Donau vom Herzoge von Ostreich gänzlich geschlagen, sich 
nie wieder in Deutschland sehen ließen. Jenes Schlachtfeld bei 
Liegnitz hieß fortan Wahlstatt und wurde mit einem reichen Klo¬ 
ster gleiches Namens geschmückt. 
Friedrich II. war in dieser ganzen langen Zeit nicht in Deutsch¬ 
land; seine Anwesenheit war zum Glück auch nicht nöthig; ohne 
ihn konnten sich alle die verschiedenen Kräfte ungestört entfalten. 
Er betrachtete Italien als das eigentliche Herz des Reiches, Rom 
als den Mittelpunkt und sich nicht etwa hauptsächlich als den 
König von Deutschland, sondern, wie Karl der Große, als den 
Kaiser der ganzen Christenheit. Am meisten hatte er auch mit 
den lombardischen Städten zu kämpfen. Er eroberte Mantua, 
schlug die Mailänder, verweigerte den Besiegten, die er als treulos 
kannte, jede Gnade und belagerte die den hartnäckigsten Wider¬ 
stand leistende Stadt Brescia. Gregor IX., vor Friedrichs Über¬ 
macht bange, that Friedrich abermals in den Bann und berief ein 
allgemeines Concilium nach Rom. Friedrich verlegte den Cardi- 
nälen, Erzbischöfen und Bischöfen den Weg, nahm viele derselben 
gefangen und steigerte dadurch die Erbitterung seiner Gegner. 
Der Papst ließ öffentlich das Kreuz gegen ihn predigen und ihn 
für den ersten Ketzer der Christenheit erklären. Allein besonders
	        
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