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den Reichshofrath, die Re.aierungs- und Kammerkollegien zu Wien,
Gratz und Jnspruck, die ersten Polizeisatzungen, Posten bis in die
Niederlande, das erste Kriegsrecht, die ersten Armenanstalten — das
Alles richtete er ein und ward so ein Wohlthäter seines Landes.
Ja, schon den Gedanken einer allgemeinen Landesbewaffnung suchte
er auszuführen. Aber so schöne Gedanken und kühne Plane er
auch hatte, ein so schlechter Staatswirth war er; es fehlte ihm
stets an Gelde, und er pflegte zu sagen, „er wolle lieber ein Fürst
freudiger Menschen, als ein angstvoller Zähler todter Geldsäcke seyn."
Er hatte, voll echt deutschen ritterlichen Sinnes, noch mit einem
Gemüth des romantischen Mittelalters, nicht erkannt, daß in dieser
beginnenden neuen Zeit gerade das Geld die erste und größte Macht
werden sollte. Franz I. von Frankreich verstand's besser. Als der
die bisher unbesiegbaren Schweizer bei Marignano geschlagen hatte
und Herr von Italien geworden war, ließ er, um nicht mehr die
Rache der Schweizer fürchten zu müssen, durch seine Gesandten zu
Freiburg im Uechtlande das Geld in Haufen auf den Boden schüt-
ten und fragen: „Nicht wahr, das klingt besser, als des Kaisers
leeres Wort?" Die Schweizer lachten und schlossen ein ewiges
Bündniß mit Frankreich.
Aber fast kein Land Europa's gab es, mit welchem Maximilian
nicht unterhandelt, oder auf das er nicht Ansprüche zu haben ge¬
meint hätte: Russland hetzte er gegen Polen, den deutschen Orden
wollte er lehnsfrei von Polen machen; Englands und Portugals
Wappen nahm er in seinen Schild; das byzantinische Kaiserthum
sprach er als römischer Kaiser an; seine Enkelin verheirathete er an
den König von Dänemark, trachtete selbst nach der schwedischen
Krone. Auch keine Gefahr gab's, die er nicht bestanden hätte:
vierzehn Wunden trug er aus Gefechten, Lauinen und Felsen gin¬
gen über ihn weg, mit Gemsen und Bären kämpfte er, einem Lö¬
wen in München steckte er die Hand in den Rachen und riß ihm
die Zunge heraus. Auch keine Wissenschaft gab's, in der er nicht
zu Hause gewesen wäre, selbst die schwarze Kunst erlernte er; mit
Gelehrten ging er am liebsten um, belohnte besonders die Geschicht¬
schreiber, gründete die Wiener Hofbibliothek, begünstigte die Wiener
Universität, die damals an 700V Studenten hatte, war selbst Schrift-