Full text: Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern

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Als nun der erstere zwischen den einzelnen Ständen der Hauptsache 
nach beendigt war, als die meisten umwohnenden Völker unterwor¬ 
fen waren, mußte es in einen Kampf mit Karthago, das die wich¬ 
tigsten Stützpunkte seiner Macht auf dem Festlande und auf den 
Inseln des mittelländischen Meeres hatte, gerathen, der bald ein 
gegenseitiger Kampf auf Leben und Tod wurde. Um die Zeit, als 
die Kriege begannen (264 v. Ehr.), dehnten sich die Besitzungen 
der Karthager viel weiter aus, als die der Römer. Viele hundert 
Ortschaften in Afrika, von Karthago gegründet, waren ihnen unter- 
thänig und zinspflichtig, die Bergwerke in Spanien lieferten eine 
ungeheure Menge Silbers (Hannibal zog aus seinen Gruben täg¬ 
lich 36» Pfund), der Handel brachte viele Schätze nach Karthago 
zusammen: folglich war auch hierin die Übermacht auf karthagischer 
Seite. Ja, was noch mehr, das Landheer der Römer war zwar 
stark und geübt; allein zur See hatten sie, bisher dem Handel 
fremd, noch gar keine Übung gehabt, hatten noch nicht einmal eine 
Flotte, und Karthago besaß eine sehr bedeutende Seemacht. Des¬ 
senungeachtet begann Rom den Krieg, es fühlte, daß nur ein Staat 
von ihnen beiden auf die Dauer herrschen dürfe, und hoffte, was 
ihm bis jetzt an Kräften und Mitteln fehle, durch Muth und Aus¬ 
dauer zu erwerben. Es gelang. Nach dem Muster eines gestran¬ 
deten karthagischen Kriegsschiffes bauten die Römer gleich ihre erste 
Flotte von 12» Kriegsschiffen, wagten eine Seeschlacht und gewan¬ 
nen sie glücklich. Noch heute stehet die Denksäule zu Ehren dieses 
Sieges in Rom. Der Krieg wurde von beiden Seiten mit großer 
Hartnäckigkeit fortgesetzt, das Kriegsglück schwankte eine Zeit lang 
herüber und hinüber, endlich siegte Rom und schrieb harte Friedens¬ 
bedingungen vor. Der Gewinn war ansehnlich, es hatte sich die 
Herrschaft über Italien, Sicilien, Sardinien und Corsika erworben, 
hatte die Feindin gedemüthigt und dadurch das Vertrauen in die 
eigene Kraft erhöhet und hatte sich — was bei Weitem das Wich¬ 
tigste war — zu einer bedeutenden Seemacht herangebildet. 
Lange konnte der Friede nicht dauern. Allein zur See war 
für die Karthager Nichts mehr zu gewinnen. Sie mussten es zu 
Lande versuchen und sich bemühen, da ihre Macht der römischen 
gleich und dann überlegen zu machen. Die vornehmste Familie in
	        
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