Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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sie sich auf demselben zu behaupten. Die Schwächen des Reiches wurden 
immer sichtbarer und ermutigten die benachbarten Feinde, welche eine 
Provinz nach der andern davon rissen. Die gefährlichsten Feinde um 
diese Zeit waren die Osmanen ober Türken. 
Die Türken sind ein tatarisches Volk aus den Steppen Asiens, 
Mischen dem Altai und dem kaspischen See, in welchen Gegenden sie ein 
höchst räuberisches Leben führten. Sie zerfielen in mehre Stämme, 
die von Emirs regiert wurden. Vom zehnten bis zwölften Jahrhundert 
waren mehre ihrer Horden Kriegesgefährten der Araber, bei welchen 
sie sich bald auszeichneten und dem Kalifen die Leibwache, dem Heere 
die Anführer gaben. Der Name und die Macht der Türken wurde in 
Asien immer furchtbarer. Als die Mongolen in der Mitte des dreizehn- 
ten Jahrhunderts erobernd in Kleinasien vordrangen, mögen sich viele 
türkische Emirs dem Zuge der Sieger angeschlossen haben; viele aber 
flohen in die Bergthäler des Taurus, sammelten hier wieder neue Hör- 
den um sich und wurden bald durch glückliche Eroberungen groß und 
mächtig. Der größte Eroberer unter ihnen war Osman (1299—1326), 
der sich den nordwestlichen Teil Kleinasiens unterwarf und so der 
Stifter des osmanischen, oder, wie wir es jetzt nennen, des türki- 
scheu Reiches wurde. Was er angefangen hatte, setzten seine Nachfolger 
glücklich fort. Orckan oder Urchan (1326 bis 1359), sein Sohn, 
eroberte Kleinasien bis an den Hellespont. Er nahm den Titel Sultan 
oder Padischa an und wählte seinen Sitz > Brussa (Bursa) in Bithy- 
nien. Wurad I., Orchans Sohn und Nachfolger (1359 bis 1389), 
eroberte 1361 Adrianopel und verlegte den Sitz seiner Herrschaft nach 
Europa. Am furchtbarsten waren die Osmanen durch ihr vortreffliches 
Fußvolk, das schon von Orchan errichtet, aber von Murad vervollkommnet 
war. Hierzu nahm der Sultan die schönsten und stärksten Christen- 
jünglinge und ließ sie im Islam und in den Waffen erziehen. Er be- 
schenkte sie reichlich, verbot ihnen aber, zu heiraten; denn sie sollten 
nur ihm und dem Kriege leben. Sie wohnten in Kasernen zusammen, 
wo sie in klösterlicher Zucht zum Gehorsam, zur Enthaltsamkeit und zu 
steter Waffenübung angehalten wurden. Ein Derwisch segnete sie ein 
und gab ihnen den Namen Janitscharen, d. i. neue Krieger. Ihrer 
ungestümen Tapferkeit vermochte lange keine Gewalt zu widerstehen. 
An ihrer Spitze eroberte Murad Macedonien, Albanien und Serbien. 
Nach ihm drang Bajesid (1389 bis 1402), welcher wegen der Schnel-
	        
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