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an Zahl überlegen, wir müssen jetzt eilen, eben so stark
zu werden. — Dies Wort wirkte. Ueberall errichtete
man Regimenter; die Russen rückten heran; wohin
man sah, wimmelte es von Soldaten. Napoleon that
auch sein Möglichstes. Aus allen Theilen seiner großen
Herrschaft eilten Haufen heran, seine Verbündeten
mußten noch einmal Geld und Menschen hergeben.
Und das that dem grausigen Eroberer jetzt auch Noth,
denn seiner Feinde Zahl hatte sich sehr vermehrt. Der
Kaiser Franz von Ostreich konnte einem so großen Kam¬
pfe nicht ruhig zuschauen. Anfangs wollte er den Frie¬
den vermitteln, als aber Napoleon unverschämte For¬
derungen machte, trat Ostreich auf Rußland's und Preu-
ßen's Seite. Eben das that auch Schweden. Alle
diese Mächte beschlossen nun, den übermüthigen Erobe¬
rer niederzudrücken.
Vierzigste Erzählung.‘
Der Kampf beginnt auf's neue.
^ie Verbündeten hatten drei große Heere aufgestellt,
eins an der Grenze von Böhmen, eins in Schlesien
und eins in der Mark Brandenburg. Diese bildeten
einen großen Halbkreis und umstellten den französischen
Kaiser so, daß er zum ersten Male in seinem Leben
nicht recht wußte, wie er das Werk angreifen sollte.
Endlich gedachte er, durch eine glänzende That die
Feinde zu schrecken. Er schickte 80,000 Mann ab mit
dem Befehle, es koste, was es wolle, Berlin zu nehmen.
Schnell suchte man dies Gebot zu erfüllen. Am 23. Au¬
gust waren die Franzosen auch wirklich bis Groß bee¬
ren, 2 Meilen von Berlin, gekommen. Den folgen¬
den Tag wollten sie ihren Siegeseinzug in die Haupt¬
stadt halten. Doch noch vor Abend wirbelten plötzlich
die Trommeln, schmetterten die Trompeten und ertönte
ein wildes Hurrahgeschrei. Die Preußen unter Bülow
stürmen heran. Zwar stürzt der Regen in Strömen