84
Conrad IV., dann Richard von Cornwall den
Königstitel getragen. Aber erst Rudolph von
Habsburg 1273 gab demselben wieder Bedeutung,
weil er die innere Ordnung herstellte, Ruhestörer ohne
Ansehen der Person bestrafte und seinem Hause die
wichtigen östreichischcn Lander verschaffte. Dennoch
ging man, auf daß die Willkühr der Fürsten nicht von
einem mächtigen Oberhaupte gezügelt würde, von sei¬
nem Hause ab und wählte Adolph von Nassau
zum König. Seitdem benutzten die Könige ihre Stel¬
lung zum Reiche gar häufig zu Vermehrung ihrer eige¬
nen Hausmacht. So besonders Albrecht I., dem
es aber nirgends gelang, und gegen den vielmehr die
Schweizer sich empörten 1308. So Heinrich VII.
(1308 —1313), der seinem Hause Böhmen und die
daran hangenden Lander erwarb; Ludwig der
Baier, der seinem gleichnamigen Sohne die erledigte
Mark Brandenburg verlieh 1323.
124. Erste Erschütterung des päbstlichin
Ansehens.
Zu dem noch fortdauernden Übel des angemaßten
Supremats der P abste auch in weltlichen Dingen kam
um diese Zeit noch die unordentliche, häufig zwie¬
spältige Wahl des Königs, die selbst durch die von
Karl IV. (1347 — 1378) errichtete goldene
Bulle 1356 nicht gänzlich entfernt wurde. Und daß
der Pabst, dessen Ansehen zuerst in einem Streite mit
dem französischen Könige Philipp IV. (1295—1314)
stark erschüttert worden war, seit 1305 zwei und fie-
benzig Jahre lang gleichsam in der Gefangenschaft der
Könige von Frankreich und ein Werkzeug ihrer Politik
war, daraus war unier Kaiser Ludwig dem Baier dem
deutschen Reiche langwieriges Unheil erwachsen.
4