Full text: 6. Schuljahr (4, [Theil] 2)

der Sand muß Schritt für Schritt entfernt werden, um das frucht¬ 
bare Erdreich wieder herauszuschaffen. 
Gegen die Wohlhabenheit des behäbigen Landmannes sticht recht 
sehr das Los der Bevölkerung ab, die ihr Leben auf den Fluten der 
Weichsel verbringt. Längs der Ufer sieht man Flößknechte mit ihren 
Familien lagern, die auf dem Wasser geboren werden, auf ihm leben 
und sterben. Dort lagert eine Familie jener von der Luft und der 
harten Beschäftigung gebräunten Flissen oder Dschimken, wie diese 
Flößknechte genannt werden, um ein Feuer unterm Grützekessel. Es 
sind heimatlose Halbwilde polnischer Abstammung, die keinen Unter¬ 
richt, keine Religionskenntnis haben, deren Welt ihr Floß ist. Trasten 
nennt man die Holzstöße, welche aus Galizien und Polen auf der 
Weichsel herabgebracht werden. Sie sind in unabsehbarer Länge an¬ 
einander gebunden, und auf ihnen befinden sich aus Brettern zu¬ 
sammengeschlagene Häuschen, in denen die auf den Trusten befind¬ 
lichen Leute wohnen. Ein graubrauner, weiter Wollkittel oder ein 
Schafpelz, dessen Wolle sie je nach der Witterung nach außen oder 
innen kehren, und Hosen von grobem Drillich machen ihre Beklei¬ 
dung aus. Paffarge. 
68. Der Glockenguss zu Breslau. 
1. War einst ein Glockengießer zu Breslau in der Stadt, 
ein ehrenwerter Meister, gewandt in Rat und That. 
2. Er hatte schon gegossen viel Glocken, gelb und weiss, 
für Kirchen und Kapellen, zu Gottes Loh und Preis. 
3. Und seine Glocken klangen so voll, so hell, so rein; — 
er goss auch Lieh’ und Glauben mit in die Form hinein. 
4. Doch aller Glocken Krone, die er gegossen hat, 
das ist die Sünderglocke zu Breslau in der Stadt. 
5. Im Magdalenenturme, da hängt das Meisterstück, 
rief schon manch starres Herze zu seinem Gott zurück. 
6. Wie hat der gute Meister so treu das Werk bedacht! 
Wie hat er seine Hände gerührt bei Tag und Nacht! 
7. Und als die Stunde kommen, dass alles fertig war, 
die Form ist eingemauert, die Speise gut und gar — 
8. Da ruft er seinen Buben zur Feuerwacht herein: 
Ich lass’ auf kurze Weile beim Kessel dich allein, 
9. Will mich mit einem Trünke noch stärken zu dem Guss, 
das giebt der zähen Speise erst einen vollen Fluss. 
10. Doch hüte dich und rühre den Hahn mir nimmer an, 
sonst wär’ es um dein Leben, Fürwitziger, gethan!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.