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§. 28. Karl der Große.
Nach Pipins Tode (768) theilten sich seine beiden
Söhne, Karl und Karlmann, Ln das fränkische Reich.
Jndeß starb der letztere schon nach zwei Jahren, und Karl
wurde nun Herr des ganzen Reichs, das er bis 814 regierte.
Er ist nicht nur durch seine Eroberungen, sondern auch durch
seine Anstalten, die Deutschen durch Kunst und Wissenschaft
zu bilden, durch seine Rechtspflege und durch seinen Eifer für
die Verbreitung des Chrlstenthums berühmt geworden. Unter
den deutschen Völkern, welche Karl bezwang, war das heid¬
nische Volk der Sachsen zwischen Weser und Elbe das mäch¬
tigste. Fast dreißig Jahre lang mußte er, unter größern oder
kleinern Unterbrechungen, mit denselben kämpfen, bis er sie
völlig unterwarf und zwang, das Christenthum anzunehmen.
Der Krieg wurde in Worms beschlossen und begann mit der
Zerstörung der festen Eresburg und der Jrmensäule, des grö߬
ten Heiligthums der Sachsen (772). Die Sachsen schloffen
einen Vergleich und Karl, vom Pabste zu Hilfe gerufen, zog
nach Italien gegen den Longobardenkönig Desiderius, eroberte
Pavia und vereinigte die Lombardei mit seinem Reiche. In¬
zwischen waren die Sachsen aufgestanden und in's fränkische
Gebiet eingedrungen; Karl eilte ihnen entgegen, schlug sie
zurück und zwang sie zum Frieden und viele zur Annahme
des Christenthums. Nun ging er nach Spanien, um einigen
maurischen Fürsten beizustehen, und unterwarf sich das Land
bis an den Ebro; verlor aber auf dem Rückwege in dem
Thale Ronceval, von den räuberischen Pyrenäenbewohnern
überfallen, seinen Sohn, den berühmten Roland, und andere
Helden. Jndeß waren die Sachsen unter ihrem Herzog Witte¬
kind wiederum in die fränkischen Länder eingefallen; Karl
trieb sie zurück und legte Festungen an der Elbe an. Im
folgenden Jahre überfielen die Sachsen treulos das fränkische
Heer und machten einen großen Theil desselben nebst den
Anführern nieder. Darüber entrüstet, ließ Karl 4500 ge¬
fangene Sachsen hinrichten. Aber nun empörte sich ganz