tz. 30. Deutschland unter Konrad I. und den
sächsischen Königen.
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Man hatte zuerst den klugen und ehrwürdigen Sachsen¬
herzog Otto gewählt; aber, zu alt und schwach sich fühlend,
empfahl er den Frankenherzog Konrad, der klug, rechtschaffen
und tapfer war, und in der kurzen Zeit seiner Regierung
(911 — 918) Ordnung und Ruhe wieder herstellte. Als er an
einer im Kampf gegen die Ungarn empfangenen Wunde krank
lag und die Nähe seines Todes fühlte, empfahl er seinem
Bruder und Erben Eberhard, die dentsche Krone seinem Wider¬
sacher, dem mächtigen Sachsenherzog Heinrich, zu überlassen.
Heinrich I. (919 — 936), der Finkler oder Vogelsteller,
war ein großer Fürst. Nachdem er Lothringen mit Deutsch¬
land wieder verbunden hatte, schloß er mit den Ungarn einen
neunjährigen Waffenstillstand. In der Zwischenzeit bildete er
eine Reiterei und legte feste Städte an. Um die Abneigung
der Deutschen gegen das Leben hinter Mauern zu überwinden,
gab er den Städten manche Vorrechte, z. B. Jahrmärkte zu
halten, Waffenspiele zu veranstalten, und wurde, da die Städte
bald Handel und Gewerbe an sich zogen, Gründer des Bürger¬
standes. Er zog gegen die Slaven im Meißnischen und stiftete
die Markgrafschaft Meißen, eroberte einen Theil der Mark
Brandenburg und errichtete die Markgrafschaft Nordsachsen,
und gegen die Dänen die Markgrafschaft Schleswig. Als
nach Verfluß des Waffenstillstandes die Ungarn (933) in zwei
großen Massen in Deutschland einsielen, wurde der eine Haufen
von den Thüringern und Sachsen aufgerieben, und der andere,
welcher sich bei Merseburg gelagert hatte, von Heinrich völlig
geschlagen. Heinrich ist auch der Erfinder der Ritterspiele
oder Turniere.
Sein Sohn Otto I. (936—973) war ebenfalls ein
tüchtiger Fürst. Auch er besiegte die Slaven und legte die
Bisthümer Havelberg und Brandenburg an, unterwarf sich
den Dänenkönig Harald und vermochte ihn, mit den Seinen
das Christenthum anzunehmen. 955 schlug er die Ungarn
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