Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

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Johann Georg I. 
tier wie in den Lausitzen versprach der Kurfürst den Bewohnern seinen 
chutz gegen Angriffe auf ihre Religion. 
Inzwischen war in Böhmen Entscheidendes geschehen. König 
Friedrich.V., in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (8. Nov. 
1620) gänzlich geschlagen, war in die Niederlande geflüchtet, und Fer¬ 
dinand II. trat nach jenem Siege äußerst hart gegen die bezwungenen 
Böhmen auf, durchschnitt den vom Kaiser Rudolph H. ausgestellten 
Majestätsbrief, vernichtete somit alle Rechte der Protestanten, jagte die 
Geistlichen aus dem Lande, ließ ihre Kirchen schließen und nöthigte 
Alle, die nicht ihren Glauben abschwören wollten, mit Zurücklassung ihrer 
dem Staate verfallenen Güter zu flüchten. (Viele nahmen ihren Weg in das 
benachbarte Sachsen, wo sie Aufnahme und Schutz ihres Glaubens fanden.) 
Johann Georg I. war mit dieser Härte in dem Benehmen des 
Kaisers äußerst unzufrieden und wendete sich unter Berufung auf dessen 
mehrfach wiederholte Versprechungen abmahnend und beschwerend an 
denselben, obwohl vergebens. Eben so entschieden erhob er seinen 
Widerspruch, als Ferdinand H. im Jan. 1621 den geflüchteten 
Friedrich von der Pfalz eigenmächtig in die Acht erklärte, als er ihn 
seiner Kurwürde berauben und diese an den streng-katholischen Herzog 
Maximilian von Bayern übertragen wollte, und erschien, trotz der 
dringenden Einladung des Kaisers, nicht auf dem regensburger Reichs¬ 
tage (1. Jan. 1623), auf welchem die beabsichtigte Ertheilung der Kur¬ 
würde an Maximilian vollführt werden sollte. Jetzt sann Ferdi¬ 
nand darauf, unfern Kurfürsten zu versöhnen und wieder für sich zu 
gewinnen. Dieß gelang ihm denn auch dadurch, daß er Johann 
Georg I. für die in den Lausitzen aufgewendeten und zu 7 Millionen 
Thaler berechneten Kriegskosten (im Juni 1623) die beiden Lausitzen 
förmlich und feierlich zum unterpfändlichen Besitze einräumte, 
bis es ihm möglich sein würde,, jene Summe zu bezahlen. Auch er- 
theilte ihm der Kaiser, um ihn beim Guten zu erhalten, die Anwart¬ 
schaft auf die Grafschaften Hanau und Schwarzburg. 
Doch bald -lösete sich das gute Vernehmen zwischen Johann 
Georg I. und Ferdinand II. wieder. Schon das mußte den Un¬ 
willen des Kurfürsten reizen, daß der Kaiser die Wahl des Herzogs 
August, seines zweiten Sohnes, zum Administrator des Erzstiftes 
Magdeburg, welches er seinem eigenen Sohne, dem Erzherzog Leopold 
Wilhelm zugcdacht hatte, im I. 1628 für ungültig erklärte. Auf 
das Nachdrücklichste verwahrte sich der Kurfürst gegen diesen Eingriff 
in seine Rechte. Noch entschiedener aber ward der Bruch zwischen 
Beiden, als der durch seine Siege über den Protestantischen Dänenkönig 
Christian und durch das Glück seines Wallen sie in immer über- 
müthiger werdende Ferdinand II. am 6. März 1629 mit seinem 
furchtbaren „Restitutionsedict" hervortrat. Laut dieses Befehls 
nämlich sollten die Protestanten alle seit dem passauer Vertrage (1552) 
Ungezogenen Stifter, Klöster und Kirchengüter zurückgeben („restituiren"); 
auch sollten in die gebliebenen Bisthümer katholische Bischöfe eingesetzt 
und durch katholische Reichsstände in solchen Landen das Kirchenwesen 
auf den vorigen Fuß zurückgeführt werden.
	        
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