Johann Georg III.
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Im % 1689 war der letzte Herzog von Sachsen-Lauenburg gestorben.
Nun hatten bereits die Kursürsten Friedrich der Weise und Jo¬
hann der Beständige die Anwartschaft auf das lauenburgische Land
erlangt, und cs war diese später mehrfach und selbst die Erbverbrüde¬
rung mit dem lauenburgischen Hause noch im I. 1687 bestätigt wor¬
den. Johann Georg HI. nahm daher sofort durch Commissarien
Besitz von Lauenburg/ die aber schon nach 4 Tagen vom Herzog
Georg Wilhelm von Braun schweig durch Militärgewalt ver¬
trieben wurden, indem der Herzog sich auf die Eroberung dieses Landes
durch seinen Ahnherrn Heinrich den Löwen und aus eine alte Erb-
verbrüdcrung seines Hauses mit Lauenburg berief. Da die kurfürstlichen
Truppen damals in Frankreich fochten, schlug Johann Georg III.
den Rechtsweg beim Reichshofrathe ein, ohne den Ausgang des Streites
zu erleben, dessen weiter unten bei seinem Sohne Friedrich August I.
Erwähnung geschehen wird.
Im I. 1684 hatte Deutschland auf 20 Jahre hinaus mit Lud¬
wig XIV. von Frankreich Friede geschlossen, ungeachtet Johann
Georg Hl., der die Absicht dieses schlauen Königs, sich auf Kosten
der Schwäche und Uneinigkeit des deutschen Reichs zu vergrößern, klar
durchschaute, erklärt hatte, „man müsse eher das Aeußerste wagen, als
es zu einem gleißnerischcn, schändlichen und verderblichen Frieden kom¬
men zu lassen." Der trügerische Franzosenkönig hielt seine Verspre¬
chungen nicht, darum bildete sich im Juni 1686 der au g s bürg er
Bund gegen Frankreich, dem Spanien und Schweden, auch das
fürstliche Haus Sachsen beitrat, nur Johann Georg 111. nicht, wel¬
cher seine Truppen in Ungarn hatte, und dem der ganze Bund nicht
energisch genug erschien. Dagegen begab er sich im März 1688 nach
Holland und schloß dort, indem er das Kommende ahnte, einen
Bund mit dem Prinzen Wilhelm von Oranien und einigen an¬
deren Fürsten gegen das übermüthige Frankreich. Im September d. I.
schon geschah, was unser Kurfürst vorausgcsehcn, Ludwig brach ver¬
wüstend in Deutschland ein und bereits am 23. October zog Johann
Georg Ul., der Erste von Allen, mit seiner Armee von 14,000 Mann
gegen denselben. Da indessen die Rüstungen der übrigen deutschen
Fürsten äußerst langsam von Statten gingen, so mußte sich unser Kur¬
fürst auf die Bertheidigung der Grenzen beschränken, indem er Franken
deckte. — Uebrigens überließ er in demselben Jahre dem gegen die
Türken kämpfenden Kaiser das Regiment „Kurprinz" (1500 Mann),
* welches sich bei der Eroberung von Belgrad (6. Sept.) rühmlich
auszeichncte und schon im folgenden Jahre zurückkehrte, um am Rhein
mitzukämpfen.
Nachdem nämlich die Franzosen die Pfalz mordbrennend verwüstet
hatten, kam es am 3. April 1689 zur Erklärung des Reichskriegs.
Johann Georg Ul., begleitet von seinen beiden Prinzen, vereinigte
sich mit der großen deutschen Armee und nahm an der achtwöchcntlichen
Belagerung von Mainz Theil, welche außer bedeutender sächsischer
Mannschaft auch dem Herzog Christian von Sachsen-Weißen-
fcls das Leben kostete, und bei welcher das Leben des Kurfürsten in