Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Dietrich der Bedrängte. 
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des Fürstenmordes. Gedungene Meuchelmörder wurden nach Eisenberg 
gesendet, um den Markgrafen auf seiner Burg zu ermorden. Doch der 
Mordversuch mißlang. 
Unterdessen war in Leipzig der Wahn allgemein, die Ermordung 
des Markgrafen sei gelungen; daher rüstete man sich zum offenbaren 
Aufruhre. Die Bürgerschaft trat unter die Waffen und verband 
sich mit einer Anzahl für ihr sträfliches Vorhaben gewonnener Ritter, 
welche mit 400 Reisigen herbeikamen. Ihr Ziel ging dahin, die 
Besitzungen des Markgrafen anzugreifen und sie dessen rechtmäßigen 
Erben zu entreißen. Als kurz darauf die Kunde sich verbreitete, daß 
Markgraf Dietrich noch am Leben und über Leipzig'sAufstand höchst 
entrüstet sei, beeilten sich die Leipziger, noch mehr Bewaffnete für sich zu 
gewinnen, und so entspann sich ein Krieg, welcher bis zum Jahre 1216 
andaucrte, und durch welchen manche Ritterburg, aber auch manches 
friedliche Dorf und manche schuldlose Stadt in Asche gelegt wurde. 
Als endlich die Stadt Leipzig sich verlauten ließ, sie wollte sich mit 
den verbündeten Rittern gänzlich von ihrem angestammten Landesherrn 
lossagcn und sich entweder unter den unmittelbaren Schutz des Kaisers 
stellen oder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Schutzherrn er¬ 
wählen, so fand sich der Letztgenannte, Albrecht, bewogen, in Ge¬ 
meinschaft mit dein Bischof Eckard von Merseburg und mit dem Grafen 
Friedrich von Brenc einen Vergleich zu vermitteln, in Folge dessen 
dem Markgrafen auferlcgt ward: 1) der Stadt vollständige Verzeihung 
zu gewähren, 2) alle ihre früheren Privilegien zu bestätigen, 3) inner¬ 
halb des Weichbildes keine neuen Festungswerke oder Zwinger zu er¬ 
richten. Nothgedrungen ging der Markgraf diese Bedingungen ein, 
doch hielt er dieselben mit seiner Ehre unverträglich -und wußte sich 
ihrer bereits im nächstfolgenden Jahre zu entledigen. 
Der neuerwählte Kaiser Friedrich II., dem der Markgraf ins¬ 
geheim seine Roth an's Herz gelegt hatte, und dem cs um die Be¬ 
festigung der inncrn Ruhe Deutschlands zu thun war, erwog gar wohl, 
wie bedenklich das in Leipzig gegebene Beispiel auf die übrigen Lan- 
desthcile des Markgrafen, sowie auf die Unterthanen anderer Fürsten 
wirken könne. Schnell und ohne Aufsehen zu erregen, traf er im 
Oct. 1217 mit einem ansehnlichen Heere im Osterlande ein und zog, 
mit dem Markgrafen und dessen Schaarcn vereinigt, in die Gegend 
von Leipzig. Auf seine Versicherung hin, er komme als Freund und 
wolle, da ihm als Kaiser an der Erhaltung der Ordnung und Ruhe 
im Reiche liegen müsse, nur einen Versuch machen, das gestörte gute 
Vernehmen zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn wieder hcrzu- 
stellen, zog er mit Dietrich ungehindert in die Stadt ein. Doch 
in der Mitternachtsstunde des zweiten Tages wurden plötzlich auf ein 
gegebenes Zeichen die Bürgerwachen von "den Fremden überfallen, von 
allen Seiten strömten Kriegcrschaaren zu Roß und zu Fuß herbei, und 
so gelang in Kurzem die vollständige Unterwerfung der Stadt. 
Nachdem auf diese Weise iin Jahre 1217 diese Stadt wieder unter 
den Gehorsam gegen ihren rechtmäßigen Herrn zurückgebracht worden 
war, ließ derselbe die Mauern sammt Streitthürmen und Thoren ab¬
	        
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