Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Friedrich der Streitbare. 
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junge Fürst Friedrich ward zum Lohne seiner bei diesem Zuge bewie¬ 
senen Tapferkeit feierlichst zum Ritter geschlagen und fand, nachdem er 
noch in demselben Jahre in sein Land zurückgekehrt, bald wieder in 
einer andern Angelegenheit volle Beschäftigung, indem er veranlaßt 
ward, an der Absetzung des unfähigen Königs Wenzel und der Ein¬ 
setzung des Gegenkönigs Ruprecht von der Pfalz sich zu bethciligcn. 
Mit einem durch viele böhmische Herren verstärkten Heere und in Be¬ 
gleitung der übrigen wettincr Fürsten zog er (1401) vor Prag und 
belagerte daselbst anderthalb Monate lang den König Wenzel. Da 
jedoch Wenzel die Böhmen durch allerlei Versprechungen sich geneigt 
zu machen wußte, so sahen sich die meißner (wettincr) Fürsten geno- 
thigt, die Belagerung wieder aufzuhcben. Nach Meisten zurückgekehrt, 
hielten sie sich für die Kosten dieses Feldzugs dadurch schadlos, daß 
sie die in ihrem Bereiche gelegenen böhmischen Lehnsgüter Dohna, 
Pirna und Königstein in Besitz nahmen. Zur Rache dafür versagte 
Wenzel Friedrich dem Streitbaren seine Schwester Anna, die 
ihm deren Vater, der Kaiser Karl IV., verlobt hatte, und vermählte 
sie mit dem König von England, wogegen Friedrich cs durchsetzte, 
daß ihm einstweilen statt der baaren Entschädigung von 10,000 Schock 
Groschen, die ihm für diesen Fall zugcsagt worden, die böhmischen 
Städte Brir und Luna verpfändet werden mußten. Herauf vermählte 
er sich mit einer braunschweigischen Prinzessin, Katharina, Tochter 
Herzogs Heinrich des Milden. 
Im I. 1406 starb der Landgraf Balthasar vonThüringen 
und eö folgte ihm sein Sohn Friedrich der Jüngere („der Fried¬ 
fertige", auch „der Einfältige" genannt). Als nun 1407 auch Wil¬ 
helm I. (der Einäugige), welcher Meißen innegehabt, mit Tode ab¬ 
gegangen war, ohne einen unmittelbaren Erben hinter sich zu lassen, 
so entstanden zwischen Friedrich dem Streitbaren und dessen 
Bruder Wilhelm II. (oder dem Reichen) einerseits und Friedrich 
dem Jüngeren andrerseits über die Theilung der meißnischen Lande 
Zwistigkeiten, die endlich im I. 1410 dahin geschlichtet wurden, daß 
die osterländische Linie (Friedrich der Streit ba re und Wilhelm II.) 
außer dem fortwährenden Genüsse der Hälfte von dem Einkommen der 
Bergwerke den unteren an das Osterland angrenzenden Theil von Mei¬ 
ßen, Landgraf Friedrich der Jüngere vonThüringen dagegen die 
oberen, an. Böhmen hinstreichendcn Thcile sammt dem voigtländischen 
Besitze erhalten sollte. — Im I. 14'11 verglich sich Markgraf Fried¬ 
rich der Streitbare mit seinem Bruder Wilhelm II. zu Leipzig, 
so daß Ersterer das meißner Land mit der Stadt Leipzig, und Wil¬ 
helm das Osterland bekam. — Auf des Letzteren Betrieb kam es 1415 
zu einer abermaligen Theilung und nun wählte Friedrich den grö¬ 
ßeren Theil, das Osterland. Auf die vielfältigen Klagen seines Bru¬ 
ders aber mußte er demselben später (1423) Leipzig gegen Jena abtrcten. 
Der eben genannte Landgraf von Thüringen Friedrich der 
Jüngere (Geschwisterkindsvetter des streitbaren Friedrich) ward die 
Veranlassung, daß im I. 1412 der sogenannte Flegel- oder Flcg- 
lerkrieg ausbrach. Er hatte sich mit Anna, der Tochter des Grafen
	        
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