Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Friedrich der Sanftmüthige. 
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namentlich wurden die Geistlichen, deren sie habhaft werden konnten, 
grausam verstümmelt. In Alt-Dresden, wo man an der Stelle der 
niedergebrannten Wohnungen einige Hütten für den Winter errichtet 
halte, ^zerstörten sie diese Hütten wiederum; doch brach sich ihre Wuth 
bei dem Versuch, auch die Stadt Dresden selbst zu erobern, an der 
Tapferkeit der kurfürstlichen Besatzung. — Nun nahmen die Furcht¬ 
baren ihren Weg nach Leipzig hin und verheerten auf diesem Wege 
Colditz, Döbeln, Dahlen, Oschatz und Grimma. In der Nähe von 
Leipzig stand der Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige mit 5000 
Mann Kriegsvolk. Unterdessen zogen die Hussiten über die Mulde und 
belagerten Wurzen, wo sie eine tapfere Gegenwehr fanden. Der Kur¬ 
fürst aber sandte ihnen 800 Mann in die Gegend von Grimma ent¬ 
gegen. Doch die Hussiten stürmten wüthend aus ihrer Wagenburg 
heraus auf die Sachsen los und schlugen sie, obschon sic sich tapfer 
gewehrt, in die Flucht. Dabei wurden die Meisten von. ihnen getödtet 
und es starben an diesem Tage Sachsens tapferste Ritter nach langer 
Gegenwehr den Heldentod, ja zwei schwer verwundeten wurden, ehe 
man sie in Stücken zermetzelte, vorher die Augen ausgestochen. Hierauf 
zogen die böhmischen Raubschaaren nach Altenburg und ließen, nach¬ 
dem sie Alles ausgeplündert, auch diese Stadt in Flammen aufgehen. 
Eine Menge Kranke und Greise, die den auf das Schloß und auf das 
Land sich flüchtenden Einwohnern nicht hatten folgen können, wurden 
von den tigerartigen Unmenschen schonungslos in die tobenden Flam¬ 
men geworfen, um, wie sie sagten, den schmerzvollen Tod ihres un¬ 
schuldig verbrannten JohannHuß zu rächen. Alsdann verwüsteten 
sie außer einer großer Menge Dörfer die Städte Schmölln, Glauchau 
und Waldenburg in gleicher Weise. Durch's Voigtland über Franken 
und Niedcrbaycrn nach Böhmen sich zurückzkehcnd, äscherten sie die 
Städte Crimmitzschau, Werdau, Reichcnbach, Auerbach, Oelsnitz und 
Plauen ein. In letzterer Stadt ermordeten sie, bevor sie dieselbe nach 
vollständiger Plünderung anzündeten, 900 Menschen. Nach Erstür¬ 
mung des in der Stadt befindlichen Schlosses metzelten sie auch die 
Besatzung nieder und warfen 4 geistliche Ritter voin deutschen Orden 
nebst 2 Dominicanermönchen aus dem Klosterkirchhof lebendig in ein 
Grab, das sie alsdann zuschüttetcn. 
Doch wir wollen die von jenen wüthendcn Horden nicht bloß in 
Sachsen, sondern auch anderwärts verübten Greuelthatcn nicht weiter 
aufzählcn, sondern nur noch bemerken, daß, als sie im I. 1431 wieder 
in die Lausitz cinfielen, und, nachdem sie daselbst auch Reichenbach 
erobert hatten, wieder nach Sachsen einzubrechcn drohetcn, unser Kur¬ 
fürst Friedrich der Sanftmüthige den bedrängten Lausitzern ein 
beträchtliches Reitcrheer zur Hülfe sandte, so daß cs ihm gelang, die 
Hustitcn nach Böhmen zurückzutrciben. 
In demselben Jahre kamen die deutschen Fürsten auf dem Reichs¬ 
tage zu Nürnberg zusammen, um zu bcrathschlagen, wie diesen ent¬ 
setzlichen Greueln zu steuern sei. Man beschloß einen gemeinsamen, 
auch vom Papste anempfohlenen Zug gegen die böhmischen Feinde. 
Ein Heer von 100,000 Mann kam zusammen, über welches dem Kur- 
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