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Von den Unternehmungen der Spartaner in dieser frühern Zeit mögen
hier die beiden Messenischen Kriege erzählt werden.
Der e r st e M e s s e n i s ch e K r i e g 743—23. Westlich neben Sparta lag
das Land der Messenier. Nachdem sie lange friedlich neben einander gewohnt
hatten, kam es zwischen den Nachbarvölkern zu einem erbitterten Kriege. Wel¬
ches Volk die Schuld getragen, ist nicht wohl zu bestimmen: jedes schob die
Schuld auf das andere. Vermuthlich wünschten die Spartaner, sich in den Be¬
sitz des fruchtbaren Messeniens zu setzen, und ein Vorwand war leicht gefunden.
Ohne Kriegserklärung sielen die Spartaner ins messenische Gebiet ein, und
schwuren, keinen Frieden zu schließen, bis das Land erobert sey. Nachdem die
ersten 5 Jahre ohne bedeutende Kriegsunternehmungen hingegangen waren, kam
es zu einer zwar mörderischen, aber unentschiedenen Schlacht auf der Gränze
beider Länder. Beide Völker zogen sich zurück; doch sahen sich die Messenier
durch Mangel an Geld und Mannschaft genöthigt, den Krieg aus die Vertheidi-
gung der Bergsestung Ithome zu beschränken. Sie fragten dabei bas Orakel
in Delphi um Rath, was sie zur Rettung ihres Landes thun könnten, und er¬
hielten die Antwort: „nur durch Opferung einer Jungfrau aus königlichem Ge¬
schlecht kann der Untergang des Vaterlandes aufgehalten werden." Das To¬
desloos traf die Tochter eines gewissen Lykiskos; aber ein bestochner Priester
sagte aus, sie wäre ein untergeschobenes Kind ihres Vaters, und während des
Streits darüber war der Vater mit der Tochter entflohen. Als nun die Führer
des Volks nicht wußten, was sie thun sollten, trat ein Held aus königlichem
Stamme, Art st ödem, vor, erbot sich seine Tochter zum Opfer darzubringen,
und da der Bräutigam des Mädchens dagegen Einwendungen machte, ergriff
der wüthende Vater ein Messer und stach es ihr augenblicklich ins Herz. Die
vom Orakel gestellte Bedingung war also erfüllt, und die Spartaner, dadurch
muthlos gemacht, wagten fünf Jahre lang keinen Einfall. Nun griffen sie zwar
die Burg an, lieferten auch eine Schlacht, aber sie blieb wie jene frühere unent¬
schieden. Aristodem war indessen König geworden. Die Furcht vor ihm hielt
die Spartaner mehrere Jahre zurück, bis in die Nähe von Jthome sich vorzuwa¬
gen. Endlich kamen sie, wurden aber durch Aristodem, der indessen von mehre¬
ren griechischen Stämmen Hülfstruppen erhalten hatte, entschieden zurückgewor¬
fen. Indessen waren die Messenier durch zweideutige Orakelsprüche und man¬
cherlei Götterzeichen, die ihnen Unglück und Untergang verkündigten, erschreckt
worden. Das erste Unglück, das sie traf, war der Tod Arjstodems. Er hatte
sich die Ermordung seiner Tochter zu Gemüthe gezogen, ihren Geist im Trauer-
gewande und Unglück weissagend gesehen zu haben geglaubt, und endlich auf
dem Grabe derselben sich selbst den Tod gegeben. Jetzt wurde Jthome belagert
und mußte sich endlich, vom Hunger bezwungen, den Spartanern ergeben. Die
meisten Einwohner hatten sich durch das Lager ihrer Feinde fortgeschlichen,
und waren theils ausgewandert, theils in ihre Wohnörter zurückgekehrt. Die
Burg wurde zerstört, und das Land Messenien zwar den Einwohnern gelassen,
doch so, daß sie die Oberhoheit Sparta's anerkannten, und die Hälfte ihrer
Ernten den Spartanern ablieferten.
Der zweite Messenische Krieg 685 —668. Nachdem Messenien von
den Uebeln des Kriegs sich wieder erholt hatte, sehnten sich die Nachkommen jener
besiegten Messenier nach Erlösung vom spartanischen Joche. Ein junger Held,