Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

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merksam gemacht wurde. Es war ein Fuchs, der durch eine Felsenspalte 
hereingekrochen war, und an den Leichen nagte. Aristomen ergriff ihn plötzlich 
beim Schwänze, und folgte dem fliehenden Thiere bis zu jenem Felsenritz. 
Er erweiterte denselben, und erreichte zu eben so großer Freude als Verwunde¬ 
rung der Messenier die Festung Jra. Das Gerücht von seiner Errettung kam 
bald auch nach Sparta, und wurde hier nicht geglaubt, bis seine Thaten die 
Wahrheit desselben bestätigten. — Endlich ging, ungeachtet aller Tapferkeit des 
Aristomenes, die Weissagung des delphischen Apollon, daß Jra fallen werde, 
in Erfüllung, nachdem Jra 11 Jahre lang bereits belagert worden war. Es 
war einst eine fürchterlich stürmische Nacht; die ausgestellten Posten der Messenier 
erwarteten bei der dicken Finsterniß keinen Angriff der Feinde, und gingen daher 
in ihre Wohnungen. Zufällig erfuhr dies ein spartanischer Sclave, der zu 
den Messeniern übergegangen war. Er schlich sich eiligst davon, und brachte 
in das spartanische Lager die wichtige Kunde, daß die Wälle von Jra unbesetzt 
wären. Sogleich machten sich die Spartaner, trotz der Finsterniß und des 
furchtbaren Sturmes, auf den Weg, erstiegen unbemerkt die Wälle der Burg, 
und erst das Bellen der Hunde machte die Messenier aufmerksam. Aristomen 
stürzte herbei; aber die Spartaner waren bereits in der Stadt. Drei Tage 
und drei Nächte währte der verzweifeltste Kampf; unaufhörlich kämpfte Aristo¬ 
men an der Seite seiner Söhne und des kriegerischen Sehers Theokles, und erst 
als sie erkannten, daß jeder Widerstand vergeblich sey, stürzte sich Theokles mit 
der Weissagung, daß die Spartaner nicht immer Sieger, die Messenier nicht 
immer Sclaven bleiben, daß Messenien einst aus seinen Trümmern sich wieder 
erheben würde, mitten in die Feinde und fand den gesuchten Tod. Nicht so 
Aristomenes. Er rief die Seinigen herbei, stellte die Weiber und Kinder in 
die Mitte, sich selbst aber an die Spitze, und schritt mit gesenktem Speer festen 
Schrittes auf die Feinde los, die keinen Widerstand wagten, ihre Reihen öffneten 
und die Messenier ungehindert abziehen ließen. Diese wandten sich nach dem 
befreundeten Arkadien, wo man sie freundlich aufnahm. Die Alten und 
Schwachen blieben auch ferner hier wohnen, die Jüngeren aber beschlossen auf 
den Rath des Aristomenes, im Auslande eine Freistätte zu suchen. Von den 
Söhnen Aristomenes und des Sehers Theokles geführt, schifften sie nach Sicilien, 
eroberten die Stadt Zankle, ließen sich hier nieder, und gaben ihr den Namen 
Messana (das heutige Messina). Aristomen war indessen selbst nach der Insel 
Rhodos gegangen. Der König derselben war vom Orakel aufgefordert worden, 
die Tochter des edelsten Griechen zu heirathen. Er hatte daher die Tochter 
des Aristomenes gewählt, und dieser ließ sich bei seinem Schwiegersöhne nieder. 
Er starb in Sardes, der Hauptstadt des Königreichs Lydien in Klein-Asien, 
wohin er gereist war. Messenien blieb unter der Herrschaft der Spartaner, 
und auch ein späterer Versuch, sich davon zu befreien, mißlang. 
Nun zu Athen. Diese Stadt hatte früherhin auch einen König ander 
Spitze. Theseus war einer davon. Der letzte hieß Kodros, der sich durch 
seinen Tod fürs Vaterland großen Ruhm erworben hat. Es drangen nämlich 
1068 Feinde aus dem Peloponnes (Dorer) in Attika ein. Ein Orakel hatte 
ihnen Sieg und Eroberung. Athens verheißen, wenn sie sich hüteten, die Person 
des Königs von Athen zu verletzen. Aber Kodros, der auch von dem Orakel 
gehört hatte, — sein Glück und Leben dem Wohle des Ganzen nachsetzend —
	        
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