Full text: Lesebuch für die Mittel- und Oberstufe (Teil 2, [Schülerband])

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B. Auf Gottes schöner Erde. 
95. Sehet die Lilien! 
1. Du schöne Lilie ans dem Feld, 4. Er wäscht dein Kleid mit Tau so rein 
wer hat in solcher Pracht und trocknet's in dem Wind 
dich vor die Augen mir gestellt, und bleichet es im Sonnenschein 
wer dich so schön gemacht? und schmückt sein Blumenkind. 
2. Wie trägst du ein so weißes Kleid, 5. Du schöne Lilie aus dem Feld, 
mit goldnem Staub besät, in aller deiner Pracht 
daß Salomonis Herrlichkeit bist du zum Vorbild mir gestellt, 
vor deiner nicht besteht! zum Lehrer mir gemacht. 
3. Gott hob dich aus der Erde Grund, 6. Du schöne Lilie aus dem Feld, 
hat liebend aus dich acht; du kennst den rechten Brauch, 
er sendet dir in stiller Stund' du denkst: Der hohe Herr der Welt 
ein Englein bei der Nacht. versorgt sein Blümlein auch. ^¡i. sPuta. 
96. Der Kohlweißling und die Schlupfwespe. 
Der Kohlweißling ist ein weißer Schmetterling, dessen Raupe 
auf dem Kohl lebt. Oft erscheinen die Raupen in so großer Menge, 
daß sie alle Kohlblätter abfressen. Man erkennt sie leicht an ihrer 
bläulichgrünen Farbe und an den gelben Längsstreifen an jeder 
Seite. Um ihre zu große Vermehrung zu verhüten, hat der Schöpfer 
eine ganz merkwürdige Einrichtung getroffen. 
Während die Raupe ganz ruhig auf dem Kohlblatte sitzt und 
sich’s gut schmecken läßt, kommt eine Schlupfwespe, kaum so 
groß wie die kleinen, gelben Ameisen, herangeflogen, bohrt mit 
ihrem am Hinterleibe befindlichen Legestachel schnell ein feines 
Loch in den Körper der Raupe und legt ein Ei in dasselbe. 
Das wiederholt sie oft 20- bis 30mal, ohne daß die wehrlose 
Raupe es auch nur im mindesten hindern kann. Nach wenigen 
Tagen entstehen aus diesen Eiern kleine, fußlose Maden, welche 
sich von dem Fettkörper der Raupe nähren, die ediern Teile, 
von denen das Leben des Tieres abhängt, aber unberührt lassen. 
Haben diese bösen Gäste nach einigen Wochen ihre voll¬ 
kommene Ausbildung erlangt, so durchbohren sie die Haut der 
Raupe, begeben sich auf einen Haufen, spinnen sich gelbliche 
Hülsen, verpuppen sich darin und gehen nach einer Ruhe von 
einigen Wochen als Schlupfwespen daraus hervor. Die Kohl¬ 
raupe stirbt bald darauf, ohne sich zu verpuppen und als 
Schmetterling für Nachkommenschaft sorgen zu können. Unter 
20 erwachsenen Kohlraupen findet man sicher einige, in denen 
Schlupfwespen ihre Eier abgelegt haben. «uà.
	        
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