Full text: Mittlere Geschichte (Theil 2)

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Cardinal war in großer Gefahr. Er verlor seinen Cardinalshut, sein Me߬ 
gewand u. s. w., und wäre beinahe gefangen genommen worden. 
Dieses neue Unglück bewirkte endlich die Ueberzeugung, daß mit Gewalt 
nichts auszurichten sei, und man beschloß daher, mit den Hussiten zu unter¬ 
handeln. Im Jahre 1431 war ein Concil in Basel versammelt worden 
(das bis 1448 gewährt hat), um das nachzuholen, was man in Costnitz ver¬ 
säumt hatte: die Mißbräuche in der Kirche aufzuheben. Dies Concil lud nun 
die Böhmen ein, Abgeordnete nach Basel zu schicken. Anfangs schlugen das 
die Böhmen rund ab; da aber das Concil zu bitten fortfuhr, so erschien 
endlich 1432 Prokop Hoch an der Spitze einer böhmischen Gesandtschaft in 
Basel. Aber man konnte sich mit ihnen nicht einigen; die Gesandten wurden 
nach langem Hin- und Herreden endlich ungeduldig, und Fogen wieder heim. 
Das Concil setzte dennoch die Unterhandlungen fort, und da ein großer Theil 
der Böhmen, namentlich die Prager, sich nach dem Frieden sehnten, und 
besonders nur auf Bewilligung des Kelches beim Abendmahl bestanden, wo¬ 
von sie den Namen Calixtiner annahmen, so kam endlich 1433 ein Ver¬ 
gleich zu Stande, den man die Prager Compactaten nennt, wozu be¬ 
sonders Johann Rokhczana, ein angesehener Geistlicher in Prag, dem 
man die- Aussicht auf das Erzbisthum Prag eröffnet hatte, beitrug. Die 
Taboriten und Waisen waren zwar sehr unzufrieden damit, weil sie ihr zügel¬ 
loses Leben voll Raub und Mord fortsetzen wollten, und weigerten sich, die 
Compactaten anzunehmen; aber sie wurden 1434 in der Schlacht beiBöh- 
misch-Brod (5 Meilen östlich von Prag) von den Calixtinern so entschei¬ 
dend aufs Haupt geschlagen, daß sie sich nicht wieder erholen konnten. Auch 
die beiden Prokope waren in der Schlacht erschlagen worden. Nun war die 
Aussöhnung mit Kaiser Sigismund nicht mehr schwierig. Sie kam zu Stande 
1436 durch den Vergleich von Jglau; Sigismund wurde als König von 
Böhmen anerkannt, und bewilligte dafür den Böhmen freien Gottesdienst, 
Erhaltung der Freiheiten des Landes, und eine Amnestie. Dann hielt er 
seinen feierlichen Einzug in Prag, und wurde mit Jubel vom Volke empfangen. 
Rokhczana wurde auch wirklich zum Erzbischof eruannt. 
Das Concil in Basel war theils wegen des noch fortdauernden Hussiten- 
krieges, theils wegen des allgemeinen Verlangens nach Kirchenverbesserung, 
selbst gegen den Wunsch des Papstes zu Staude gekommen, und alle seine 
Ränke, es zu vereiteln, scheiterten anfangs, weil die versammelte Geistlichkeit 
sich von dem lobenswerthen Bestreben, die verdorbene christliche Kirche zu 
reinigen, beseelt zeigte. Papst Eugen IV. bemerkte bald, daß der freisinnige 
Geist der versammelten Väter dem päpstlichen Ansehen gefährlich werde, und 
da er deshalb ihnen befahl, auseinander zu gehen, so erklärten sie einmüthig, 
sie würden bleiben und ihr Werk fortsetzen. Eugen berief dagegen ein ande¬ 
res Concil nach Ferrara (1427), das aber nur von Wenigen besucht wurde. 
So entstand ein völliger Bruch; zuletzt erklärte das Basler Concil den Papst 
als ketzerisch, und ernannte zum neuen Papst den ehemaligen Herzog von 
Savoyen, Felix V. Trotz der guten Aussichten, daß das Licht durchdringen 
werde, siegte doch zuletzt die päpstliche Hinterlist. 
Noch ist zu erwähnen, daß unter Sigismunds Regierung (1422) das 
Haus Sachsen-Wittenberg ausstarb. Der Kaiser erklärte Sachsen für
	        
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