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wesen, die unter dem Namen der Normänner im iOten und Ilten Jahrhun¬
dert die Küsten Frankreichs und anderer Länder beunruhigten, und als kühne
Eroberer auftraten. Ihre einheimische ältere Geschichte ist voll Dunkelheit.
Nach dem Aufhören jener abenteuerlichen Seezüge erhoben sich einzelne her¬
vorragende Stammhäupter über ihre Genossen und gründeten eine königliche
Gewalt über mehrere vereinigte Stämme. So wird unter den Dänen Gorm
der Alte um 863 — 936 genannt, in Norwegen Harald Haarfagr
(Schönhaar) zu derselben Zeit; in Schweden geschah es durch die Ung-
linger. Norwegen war jedoch zu Zeiten, z. B. unter Kanut dem Großen,
mit Dänemark, später auch (in der Mitte des 14ten Jahrhunderts) mit Schwe¬
den vereinigt. Das Christenthum, welches durch Missionare, besonders durch
Ansgar, Bischof von Hamburg (der Apostel des Nordens), Eingang in
Skandinavien gefunden hatte, vermochte jedoch lange nicht die Neigung jener
Völker zu ihren alten Göttern zu überwinden. Erst im Ilten und 12ten
Jahrhundert gewann es die Herrschaft. In Dänemark selbst regierten die
Estrithiden, Nachfolger von dem Schwestersohne Kanut des Großen.
Unter diesen Königen erweiterte Waldemar II. 1202 —1241 sein Reich
durch glückliche Eroberungen an der Ostseeküste bis nach Liefland und Esth¬
land hinauf.. Die Schweden hatten in dieser Zeit besondere Könige. Nun
war Margaretha, die Tochter des letzten Königes aus dem alten däni¬
schen Stamme, mit Hakon von Norwegen vermählt und herrschte nach dem
frühen Tode ihres Sohnes Oluf über Dänemark und Norwegen. Sie er¬
oberte Schweden, und nun gab sie 1397 ein Gesetz, die calmarische
Union, wonach künftig alle drei Länder unter einem und demselben Könige
stehen sollten. Aber es zeigte sich bald, daß diese Vereinigung nicht zweck¬
mäßig war, und da ihr Pflegesohn und Nachfolger, Erich von Pommern,
nicht die Liebe seiner Unterthanen sich zu erhalten verstand, so wurde er 1440
verjagt, und starb im Auslande.
Die Dänen riefen darauf einen Neffen Erichs, den baierschen Prinzen
Christoph, zum König aus, den auch die Norweger und Schweden aner¬
kannten. Da er aber schon 1448 starb, ging die calmarische Union ausein¬
ander. Denn die Dänen und Norweger wählten Christian I. aus dem
Hause Oldenburg, das noch heute in Dänemark regiert, zum Könige; die
Schweden dagegen verwarfen ihn, und übertrugen dem Reichsstatthalter,
Karl Knutson Bonde, den Königsthron. Zwar wollte Christian durch
Waffengewalt die schwedische Krone gewinnen, und erlangte sie auch, durch
innere Parteiungen begünstigt, auf kurze Zeit; Knutson Bonde entfloh nach
Danzig. Aber er kehrte zurück; die Dänen wurden wieder vertrieben, und
Bonde behauptete sich bis an seinen Tod (1470). Vergebens suchte jetzt
Christian zum zweiten Male Schweden zu erobern. Hier wurde Bonde's
Schwestersohn, Sten Sture I., ein ausgezeichneter Mann, und Stifter der
Universität Upsala, zum Reichsvorsteher gewählt, welchem in derselben Würde
Suante Nielsson Sture, Vetter des Vorigen, und Sten Sture II.,
Suante's Sohn, folgten, so daß das edle Haus der Sturen fünfzig Jahre
lang (1470 — 1520) Schweden unter dem bescheidenen Titel Reichsvor¬
steher regierte, während in Dänemark und Norwegen nach Christians I.
Tode (1481) sein Sohn Johann (bis 1513) König war.