Full text: Neue Geschichte (Theil 3)

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von Papst Gregor XIII. 1581 verbesserten Calender anzunehmen, blos darum, 
weil er von ihm herrührte.*) Ganz ohne Ursache war ihr Mißtrauen nicht, 
da der Kaiser sich nicht so duldsam zeigte, als sein Vater und Großvater. 
Maximilian hatte seinen evangelischen Unterthanen viele Kirchen, selbst in der 
Nähe von Wien, erlaubt. Aber sie mißbrauchten dies hier und da; nament¬ 
lich erlaubte sich der evangelische Geistliche in Wien (Opitz), in seinen Pre¬ 
digten auf die katholische Lehre loszuziehen. Rudolph nahm ihnen daher 
nicht nur die bisherigen Vergünstigungen, sondern erklärte ihnen auch, daß 
sie entweder sich wieder zur katholischen Kirche wenden, oder das Land räu¬ 
*) Ueber den Calender merke man sich Folgendes: An seiner Stelle ist erzählt wor¬ 
den, daß Cäsar den Calender in Ordnung gebracht habe. Er setzte fest, das Jahr solle 
zu 365 Tagen angenommen werden; da es aber eigentlich noch 6 Stunden darüber habe, 
so solle alle vier Jahre ein Schalttag eintreten. Dieser Calender heißt der juliani- 
sche oder alte Calender. Allein Cäsar und sein Astronom hatten sich geirrt; denn 
die Erde vollendet ihren Lauf um die Sonne in 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 
45 ; Secunden; also hatten sie das Jahr um I I Minuten, 14^ Secunde zu lang an¬ 
genommen. Für jedes Jahr ist das freilich eine Kleinigkeit; aber in jedem Jahrhun¬ 
dert beträgt der Unterschied schon 18 Stunden 20 Minuten. Daher war der Tag der 
Frühlingsnachtgleiche, der auf den 21. März fallen soll, im Jahr 1581 schon bis auf den 
11. März vorgerückt, und hätte man den julianischen Calender beibehalten, so wäre er 
immer weiter vorgegangen, und die Verwirrung immer größer geworden. Da nahm 
sich Papst Gregor XIII. der Sache an. Er bediente sich dabei der Hülfe seines Astro¬ 
nomen Aloys Lilius, und befahl, daß im Jahre 1582 jene 10 Tage aus dem Ca¬ 
lender ganz weggelassen würden, und man vom 5. October gleich auf den 16. übergehen 
sollte. Damit nun für die Zukunft die Jahresrechnung nicht wieder in Unordnung geriethe, 
so verordnete er weiter: es sollte zwar das Jahr zu 365 Tagen gerechnet, und alle 4 Jahre 
ein Schalttag angenommen werden; da dies aber in 4 Jahren, die Secunden ungerechnet, 
einen Ueberschuß von 44 Minuten gäbe, und in 400 Jahren: 3 Tage, 1 Stunde, 20 Minuten 
betrüge, so solle dieser Ueberschuß dadurch ausgeglichen werden, daß man alle 400 Jahre 
drei Schalttage ausließe, oder mit andern Worten: jedes hundertste Jahr, welches eigent¬ 
lich ein Schaltjahr ist, sollte drei Mal auf einander keins sein. Also hatte das Jahr 
1700 und 1800 keinen Schalttag; ebenso wird es mit 1900 sein; aber das Jahr 2000 
soll einen Schalttag haben. Nun blieben aber noch jene 141 Secunden zu berechnen. 
Sie betragen in 400 Jahren 1 Stunde 36 Min. 40 Sec., um welche das wirkliche 
Sonnenjahr von dem gregorianischen Calender abweicht. Das ist aber eine Klei¬ 
nigkeit, die nicht in Betrachtung kommt, weil sie erst in 5958 Jahren ungefähr 1 Tag 
betragen würde. Den gregorianischen Calender nahmen die Protestanten in Deutschland 
erst 1700 an, England 1752 und Schweden 1753. Jetzt wird überall im christlichen 
Europa, außer in Rußland, danach gerechnet. Der Unterschied zwischen ihm und dem 
julianischen beträgt jetzt 12 Tage. 
Nach dem gregorianischen Calender war festgesetzt, Ostern solle immer auf den näch¬ 
sten Sonntag nach demjenigen Vollmond fallen, welcher auf oder nach dem 21. März, 
als den Tag der Frühliitgsnachtgleiche, falle. Aber die Art der Berechnung, welche Gre¬ 
gor XIII. eingeführt hatte, und nach welcher die Neu - und Vollmonde im gregorianischen 
Calender berechnet werden, giebt diese zuweilen später, oder auch früher, als sie wirklich 
sich ereignen. Als daher die Protestanten den gregorianischen Calender im Jahr 1700 
annahmen, setzten sie fest, daß der Ostervollmond nach den richtigern astronomischen Ta¬ 
feln, welche auf Kaiser Rudolphs II. Befehl der berühmte Astronom Kepler berechnet 
hatte, bestimmt werden sollte. Diesen ihren Calender nannten sie nun den verbesser¬ 
ten Calender. Aus jenem Grunde geschah es, daß die Katholiken zuweilen ihre 
Ostern mit den Protestanten nicht zugleich feierten, z. B. 1724 und 1744. Weil dies 
nun zu manchen unangenehmen Auftritten Anlaß gab, so wurde 1776 bestimmt, daß auch 
die Protestanten künftighin sich genau an den gregorianischen Calender in Hinsicht der 
Bestimmung des Osterfestes halten wollten. 
Nöff. Weltgesch. 3. Th. 
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