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der Vorzeit knüpfen, und in sofern frommt es al¬
so doch zu wissen, daß heute vor 279 Jahren der
älteste bekannte Stammherr aller Hof¬
narren in Sachsen verblich.
Vom Anbeginn gab es Narren genug in
der Welt in iedem Alter, iedem Stande, und
doch heischte es die Sitte der Vorzeit, daß Für¬
sten Narren sogar besoldeten, welche nicht
selten ein Ansehen sich gaben, worauf der Weise¬
ste nie Anspruch machen durfte — Freiheiten sich
Herausnahmen, die bei ihnen belacht, bei Ver¬
nünftigen und Klugen getadelt, ia wohl gestraft
wurden — welche große Gehalte bezogen, indes
so mancher verdiente Prediger, Professor oder
Schulmann am Hungertuche nagte. —
Gewöhnlich hies der fürstliche Lustigmacher
Hofnarr, doch heißt er auch oftHans Narr,
Fatznarr,Stock narr, Speivogel, Freu¬
den m a ch e r, P i ck e l h a r i n g, Schalksnarr,
Possenrei sser, Curtifan, lustiger,
kurzweiliger, Tischrath u. dgl. Auch
die Hofpoeten und Hofphilosophen wa¬
ren im Mittelalter nicht viel besser als Hof¬
narren.
Wären diese privilegirten und bezahlten Lu-
stigmacher nur immer witzige und feine Köpfe
gewesen, so bezahlte man in ihnen doch wenig¬
stens einen guten Kern, wenn auch die Scha¬
le immer schlecht blieb. Aber gewöhnlich wa¬
ren es nur plumpe Possen-, ia wohl Zotenreiss-r,
, Men-