48 [III]
Geibel.
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen,
In Berg und Thal erwacht der Schall
Und will sich aufwärts schwingen,'
Und der Morgenröte Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lvbsingen!
44. Aus dem Walde.
1. Mit dem alten Förster heut
Bin ich durch den Wald gegangen,
Während hell im Festgeläut
Aus dem Dorf die Glocken klangen.
2. Golden floß ins Laub der Tag,
Böglein sangen Gottes Ehre,
Fast, als obs der ganze Hag
Wüßte, daß es Sonntag wäre.
3. Und wir kamen ins Revier,
Wo, umrauscht von alten Bäumen,
Junge Stämmleim sonder Zier
Sproßten auf besonnten Räumen.
4. Feierlich der Alte sprach:
„Siehst du über unsern Wegen
Hochgewölbt das grüne Dach?
Das ist unsrer Ahnen Segen.
5. Denn es gilt ein ewig Recht,
Wo die hohen Wipfel rauschen,'
Von Geschlechte zu Geschlecht
Geht im Wald ein heilig Tauschen.
6. Was uns Not ist, uns zum Heil
Wards gegründet von den Vätern,'
Aber das ist unser Teil,
Daß wir gründen für die Spätern.
7. Drum im Forst auf meinem Stand
Ist mirs oft, als böt ich linde
Meinern Ahnherrn diese Hand,
Jene meinem Kindeskinde.