Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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kr Vater und wollte es nichts zugeben. Desungeachtet würde 
das traurige Opfer wohl gebracht worden sein, wäre nicht plötzlich 
die Jungfrau verschwunden. Eine Göttin, wie die Sage geht, 
entführte sie in einer verhüllenden Wolke und schob ein Reh 
unter. Dieses wurde geopfert, und augenblicklich wandte sich 
der Wind. Die Flotte lief aus uub landete glücklich an der 
trojanischen Küste. Aber wie fanden sich hier die Griechen 
getäuscht! Die Stadt, aus welcher sie das schöne Weib nebst 
der reichen Beute zu holen gedachten, war durch hohe Mauern 
und Thürme befestigt. In derselben war ein zahlreiches Heer 
der Trojaner und ihrer Verbündeten; an der Spitze desselben 
Hektor, der älteste Sohn des Priamus, der es an Muth und 
Tapferkeit mit jedem Griechen aufnahm. Deshalb verzögerte 
sich die Eroberung wider alles Erwarten zehn Jahre'lang. Aus 
Mangel an Lebensmitteln konnte das Heer nur selten beisammen 
sein. Die Truppen zerstreuten sich scharenweise auf's Land, um 
Vieh und Korn herbeizuholen. Manche trieben Seeräuberei und 
iiberfielen die benachbarten Inseln und Küsten. Ein Haufen 
mußte sogar den Ackerbau besorgen. Der zur Belagerung zu¬ 
rückgebliebene Theil machte sich ein großes Lager mit zahllosen 
Hütten und Gezelten und umgab es zur Sicherheit mit einem 
breiten Graben. Die an's Land gezogenen Schiffe bildeten 
gleichsam die Vormauer. Die geräumige Ebene zwischen den 
Stadt unb dem Schiffslager der Griechen war der tägliche 
Schauplatz der Heldenthaten beider Nationen. Die Anführer 
kämpften gewöhnlich auf Streitwagen, die mit zwei oder drei 
Rossen bespannt waren; die Gemeinen zu Fuß; Reiterei hatte 
man noch nicht. Die Waffen bestanden aus Lanzen, Schwertern, 
Wurfspießen, Schleudern und Bogen, und waren die Waffen 
verbraucht, so warf man wohl nüt großen Steinen aufeinander. 
Zur Deckung dienten hohe kegelförmige Helme, Brustharnische und 
Beinschienen, alles von Erz, und große Schilde, die gewöhnlich 
aus Rindshäuten, jedoch oft mit Erz eingelegt mären. Ihre 
Schlachtordnungen waren noch ziemlich ungeregelt. Sie fochten 
in gemischten Haufen, ohne die Streiter nach der Waffengattung 
Weiteres Weltgcsch. I. 24. Aufl. g
	        
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