134
Verrath. In allen Straßen, in allen Hänsern wird blutig
gekämpft. Bald steht die ganze Stadt in heller Lohe. Was
nicht unter dem Schwerte der Griechen fällt, findet seinen Tod
in den Flammen, oder wird unter den Trümmern der einstür¬
zenden Häuser begraben. Nur ein kleines Häuflein rettete sich,
mit ihm der fromme A eneas." Wie er Alles verloren sah,
wie schon die Flamme aus dem Giebel seines Daches hell¬
lodernd gen Himmel schlug, da nahm er hurtig seinen alten
Vater Anchffes auf die Schultern, sein Söhnlein Ascamus bei
der Hand und rettete sich ans dem Brande. Nach langen
Irrfahrten fand er endlich in Italien Ruhe und wurde hier
groß und mächtig.
Nicht so glücklich war der König Priamus. Er hatte sich
mit Weib und Kind in das Innere des Palastes geflüchtet und
sich dort vor den Altären der Hausgötter flehend niedergewor¬
fen. An dieser heiligen Stätte hoffte der unglückliche Greis
Gnade bei den erzürnten Feinden zu finden. Aber wie hatte
er sich geirrt! Mit entblößten Schwertern drangen sie herein,
stachen erst die Söhne vor den Augen des Vaters nieder, dann
ihn selbst. Sein Weib und seine Töchter schleppten sie auf
die Schiffe und vertheilten sie als Sklavinnen unter sich. Me-
nelaus bekam nun seine Helena wieder; dafür lag aber die
große Stadt in Trümmern und unter ihnen eine zahllose Menge
Menschen begraben.
45. Rückkehr der Griechen; Zustand ihres Vaterlandes.
Es war, als sollten die Griechen wegen solcher Verwüstung
jetzt selbst ihre Strafe erhalten. Denn während sie mit ihrer
Siegesbeute frohlockend über die See daherfuhren, erhoben sich
gewaltige Stürme und warfen die Schiffe auseinander, das
eine hierhin, das andere dorthin. Viele wurden zertrümmert,
mehr als die Hälfte der sämmtlichen Mannschaft ertrank.
Mancher Grieche wurde nach ganz fremden Ländern verschlagen
und litt unsägliche Drangsale. Die meisten und wunderbarsten