Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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Geschwornengericht. Die Richter hießen Heliästen. Ueberhaupt 
stellte die Volksversammlung die eigentliche Staatsgewalt dar. 
Besonders sorgte Solon für die Erziehung der Jugend 
in allen Künsten und Wissenschaften. Zu diesem Zwecke waren 
besondere Anstalten, Gymnasien genannt, errichtet, in denen 
nicht nur die Kräfte des Körpers, sondern auch des Geistes 
geübt wurden. Insbesondere waren Philosophie und Beredt- 
samkeit Gegenstände des Unterrichts und dienten als Vorbe¬ 
reitung zur Verwaltung der Ehrenstellen im Staate. Hier sollte 
nicht, wie zu Sparta, der Bürger bloß Soldat sein; er sollte 
auch schöne Künste und Wissenschaften treiben. Vorzüglich 
mußte der juuge Athener sich üben, seine Gedanken schön und 
fließend zum Vortrage zu bringen, um dereinst in der Volks¬ 
versammlung durch den Zauber der Rede seine Mitbürger ganz 
nach seinem Willen lenken zu können. Und was die Musik 
betrifft, so rechneten die Athener es ihrem Feldherrn Themistckles 
sogar als eine Schande an, daß er die Laute nicht spielen konnte; 
Sokrates lernte noch im Alter die Flöte. Die ganze Stadt 
sollte nur aus fleißigen, thätigen Bürgern bestehen. Müßig¬ 
gang war auf das Strengste verboten. Jeder war sogar ehrlos, 
der nicht irgend ein Gewerbe, eine Kunst betrieb, wovon er 
sich ernährte. In Folge der freisinnigen Anordnungen Solon's 
erhob sich ein reges Volksleben; alle schlummernden Kräfte 
wurden geweckt, Handel und Gewerbe stiegen mächtig empor, 
in jeder Kunst und Wissenschaft herrschte der größte Wetteifer, 
und es war vorauszusehen, daß in allen Zweigen einst die be¬ 
deutendsten Männer auftreten würden. Zu allem diesen legte 
Solon den Grund. Und kaum anderthalb hundert Jahre später 
stand Athen schon da als Königin aller Städte, als Lehrerin 
aller Zeiten und Völker. 
Auch von den übrigen Staaten Griechenlands hatte jeder 
seine besondere Verfassung, die jedoch im Ganzen mehr oder 
weniger der Verfassung der beiden Hauptstaaten, Sparta und 
Athen, glich.
	        
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