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ten Balken, welche die Römer ihrer Haken wegen eiserne
Hände hießen, die Galeeren, hoben sie in die Höhe, wirbel¬
ten sie in der Luft umher, schüttelten die Mannschaft hinaus
und zerschellten zuletzt das schwebende Schiff gegen die Mauer.
Ein solcher Schrecken hatte sich der Römer bemächtiget, daß
sie alle, sobald nur ein von der Mauer herunterhängender
Strick oder eine vorstehende Latte sichtbar wurde, schleunigst
die Flucht ergriffen, schreiend, Archimedes richte seine Zauber¬
maschinen gegen sie.
Marcellus sah sich genöthigt, weiter von der Stadt weg¬
zuziehen und sie von fern einzuschließen. Durch solche Muth-
losigkeit der Feinde waren die Syrakuser selbst sorgloser ge¬
worden. Das führte ihr Verderben herbei. Einst in stiller
Nacht, während die Einwohner der Stadt, die am Tage zuvor
ein großes Fest gefeiert hatten, im tiefen Schlafe lagen, be¬
stiegen die Römer mit Hülfe eines Verräthers die Mauern,
öffneten die Stadtthore, und von allen Seiten drangen die er¬
bitterten Feinde herein. Der größte Theil der Einwohner
wurde niedergehauen, unter diesen auch Archimedes. Er saß
gerade im tiefen Nachdenken bei seinen mathematischen Figuren,
die er mit einem Stabe vor sich in den Sand gezeichnet hatte,
ohne gehört zu haben, daß die Stadt eingenommen sei. So
traf ihn ein römischer Soldat. „O, zertritt mir meine Zirkel
nicht!" rief er ihm zu. Dieser aber, der den großen Mann
nicht kannte, stieß ihn mit dem Schwerte nieder. Marcellus,
der ihn gern erhalten und mit sich nach Nom geführt hätte,
betrauerte seinen Tod sehr und ließ ihn auf das ehrenvollste
begraben. Mit dem Falle von Syrakus war die Eroberung
Siciliens entschieden. Das schöne Eiland wurde jetzt als ein
Ganzes zur römischen Provinz gemacht.