fullscreen: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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Papst, theilweise die Wiedereinsetzung Gregors VI. Die kirchliche Partei 
behauptete laut, seine Wahl sei kanonisch gewesen und etwas leiser, der 
Kaiser habe nicht das Recht besessen, ihn zur Abdankung zu nöthigen, über 
den Papst gebe es keinen Richter auf Erden. Zu dieser Ansicht bekannten 
sich auch außerhalb Italiens die streng kirchlich Gesinnten. Der Kaiser 
edoch, der schon zuvor Clemens II. an der Stelle des Gregor VI. erwählt 
hatte, konnte und wollte dieser Ansicht nicht folgen und erhob nun, da ihm 
die Wabl übertragen war, den Bischof Poppo von Bnxen (Damasus II.). 
auf den päpstlichen Stuhl. Auch dieser ehrwürdige Mann bekleidete fern Amt 
nur kurze Zeit, und Kaiser Heinrich wählte hierauf seinen eigenen Verwandten, 
den Bischof Bruno von Toul (Leo IX.). Die Furcht vor Vergiftung hatte die 
meisten deutschen Bischöfe von der Mitbewerbung abgehalten; der schnelle Tod 
von Clemens II. und Damasus II. schien verdächtig. Allein Leo IX. sand in 
seiner kirchlichen Gesinnung das beste Mittel gegen ein ähnliches Schicksal. 
Er nahm die Wahl nur unter der Bedingung an, daß Volk und Geistlich¬ 
keit in Rom ihre Zustimmung gäben, und ging nicht mit den Zeichen päpst¬ 
licher Würde, sondern, ganz ungewöhnlicher Weise als Pilger dahin. Dieser 
Anfang konnte der kirchlichen Partei nur zusagen, und man schreibt das 
Benehmen Brunos auch dem Umstande zu, daß er auf ferner Reise von Toul 
nach Rom den Priester Hildebrand zu Clugny gesprochen habe; dieser ver¬ 
weilte dort nach Gregors VI. Tode. Freudig wurde Leo zu Rom empfan¬ 
gen und nach fernem eigenen Begehren von Volk und Geistlichkeit bestätigt. 
So war seine Wahl auch im Sinne der kirchlichen Partei kanonisch ge¬ 
worden, und der weltlichen Macht des Kaisers verdankte er sie nicht mehr 
allein. Leo IX. ließ es übrigens nicht an Eifer für die Interessen seines 
Beschützers, des Kaisers, fehlen; er war es, der auf Godfried von Lothringen 
den Bannfluch schleuderte, und darin handelte er wahrscheinlich ganz im 
Einverständniß mit Hildebrand und anderen Eiferern, denn noch war für die 
Curie nicht die Zeit gekommen, mit der Krone zu kämpfen, im Gegentheil, 
ihr Schutz war der Kirche unentbehrlich, und Heinrich war ja voll kirch¬ 
lichen Eifers. Wie viel ließ sich von ihm noch erlangen! 
Bald nach diesen Begebenheiten mußte sich der Kaiser aufs neue rüsten, 
um die Oberhoheit des Reichs über Ungarn zu behaupten; die Zwistigkeit 
mit Ungarn scheint durch Albrecht, Markgrafen von Oestreich, hervorgerufen 
zu sein, der seinen Schwager Peter an den König Andreas rächen wollte 
und den unruhigen Bischof Gebhard von Regensburg, des Kaisers Oheim, 
zu einem Einfall in Ungarn reizte (1050). Die Ungarn, welche früher in 
Deutschland Beute suchten, waren nicht gewöhnt, ihr eigenes Land unge¬ 
straft der Plünderung preiszugeben; sie vergalten den Einfall mit einem 
andern Einfall in Oesterreich. Nun zogen Albrecht und Gebhard auf kaiser¬ 
lichen Befehl an die Grenze und bauten die Haimburg wieder auf; sie 
schlugen ein gegen sie anziehendes ungarisches Heer. Die Anerkennung 
deutscher Oberhoheit, die geringste Sühne, welche man nach Peters, des 
deutschen Vasallen Ermordung, von Ungarn fordern durfte, war bis dahin 
nicht bestimmt verweigert, aber eben so wenig geleistet worden; der Kaiser 
entschloß sich also im Frühjahr 1051 zu einem Heereszug. Das Vordringen 
war nicht schwer, weil sich die Ungarn, unter Verwüstung des Landes, zu¬ 
rückzogen. Aber als Mangel das kaiserliche Heer zur Umkehr zwang, eilten 
die Ungarn überall, wo Fluthen zu durchziehen oder Engpässe zu überschreiten 
waren, den Kaiserlichen voraus. Diese konnten sich nur mit großer An-
	        
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