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schaffte der Fleiß der Mönche in ein fruchtbares Erdreich um;
Wälder wurden gelichtet, Sümpfe ausgetrocknet. In der Nähe
der Klöster entstanden bald einzelne Ansiedelungen, die sich mit
der Zeit zu Dörfern und Städten erweiterten.
Gründung einer neuen Hauptstadt. — Derselbe
Kaiser, welcher die Christen so großmüthig beschützte, verlegte
im Jahre 330 seine Residenz von dem heidnischen und stets
bedrohten Rom weg nach Byzanz. Diese Stadt schien gleich¬
sam von der Natur dazu bestimmt zu sein, die Herrscherin der
Völker zu werden. Sie lag in Thraeien, an der Grenzscheide
von Europa, dort, wo sich der thracische Bosporus zum Mar¬
mormeere erweitert. Die reizenden Ufer von Asien und Europa
grenzen hier so enge an einander, daß der dazwischen rau¬
schende Bosporus nur als ein großer Strom erscheint. Durch
diesen steht sie, hier mit dem schwarzen, dort mit dem Marmor¬
meere, und vermittelst dieses auch mit dem Archipelagus und
mit dem mittelländischen Meere in Verbindung und führt so
den Schlüssel zu allen daran liegenden Ländern. So im Mit¬
telpunkte des regsten Verkehrs gelegen, konnte sie die Schätze
der ganzen damals bekannten Erde in ihren geräumigen und
sicheren Hafen zusammenströmen lassen.
Diese durch ihre Lage so begünstigte Stadt sollte nun ein
neues Rom werden. Constantin trug deshalb Sorge, die
Prachtgebäude und öffentlichen Plätze des alten Roms in dem
neuen nachzubilden. Um die Aehnlichkeit noch größer zu ma¬
chen, wurden selbst das Capitol und die sieben Hügel nicht
vergessen. Aber statt der heidnischen Tempel erhoben sich hier
christliche Kirchen, auf deren Thürmen das Kreuz, als glorrei¬
ches Siegeszeichen des Christenthumes über das Heidenthum,
prangte. Auf des Kaisers Einladung wuchs schnell die Bevöl¬
kerung der Stadt, die man später nach seinem Namen Con¬
sta ntinopel, d. i. Constantin's Stadt, nannte. Gegen die¬
ses neue Rom, welches stolz und gebietend über zwei Welt¬
theile zugleich hinblickt, sank das alte immer mehr in Schatten