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am Ufer des Meeres sind Männer gelandet ganz mit Erz bedeckt,
vom Kopfe bis zu den Füßen!" Es waren griechische in Erz
gepanzerte Seeräuber. Psammetich zog die fremden Männer
durch Versprechungen an sich und vertrieb mit ihrer Hülse
alle seine Mitkönige. So wurde die Weissagung erfüllt, und
Psammetich der Alleinherrscher von ganz Aegypten. Seitdem
gewann Aegypten eine neue Gestalt. Den Griechen, die ihm
den Sieg hatten erfechten Helsen, gab er eine freie Niederlassung
an der pelusischen Nilmündung bei Bubastus. Ueberhaupt ent¬
stand jetzt ein lebhafter Verkehr mit dem Auslande, besonders
mit Griechenland. Zum Behuf dieses Verkehrs wurde sogar
eine neue Kaste errichtet, die Kaste der Dolmetscher. Von nun
an lockte nicht allein die Hoffnung aus Gewinn den Kaufmann,
sondern auch der Ruf von den Wundern im Lande, von der
hohen Weisheit der Priester, den Gelehrten dahin. Sein Sohn
Neko oder Necho (617 — 600) folgte den Regierungsgrund-
sützen seines Vaters. Zur Beförderung des Handels und der
Schifffahrt machte er den Versuch, zwischen dem rothen und
mittelländischen Meere einen Verbindungskanal anzulegen. Auch
veranlaßte er phönizische Seefahrer, Afrika zu umsegeln. Als
Eroberer drang er bis in Mesopotamien, verlor aber hier das
Gewonnene wieder durch die Schlacht bei Karkemisch oder
Circesi.um (604) gegen Nebukadmzar (Nabuchodnosor), den
kriegerischen König von Babylon. Die beiden ersten Nachfolger
des Neko, Psammis und Apries (600 — 570), erneuerten
zwar den Krieg, aber ohne Erfolg. Unter dem letzteren ent¬
stand ein Ausruhr im Heere; er wurde ermordet und sein Feld¬
herr Amäsis (570—526) zum Könige ausgerufen. Mächtig
belebte er den Kunstfleiß und Handel, und Aegypten hob sich
zur schönsten Blüthe. Aber nur von kurzer Dauer war diese
Blüthe. Sein Sohn und Nachfolger, Psammenit, wurde
von Cambyses, dem Könige der Perser, bei Pelusium besiegt,
Memphis eingenommen, und Aegypten eine persische Provinz,
im Jahre 525. Fast zweihundert Jahre lang seuszete es unter
der Herrschaft der Perser und suchte sich derselben durch immer